Die römisch-katholische Kirche beider Basel wagt sich in einen heiklen Bereich vor: Anfang 2016 eröffnet sie in Basel eine Seelsorge-Stelle für Prostituierte. Die Stelle «Seelsorge im Tabubereich» («SiTa») ist mit 40 Prozent dotiert und vorerst auf drei Jahre befristet. Das neue Angebot sei in seiner Art weltweit einzigartig, sagten Kirchenvertreter am Donnerstag vor den Medien.
Leiterin der Stelle ist ab Anfang Jahr die 38-jährige deutsche Theologin Anne Burgmer, die seit zehn Jahren in der Schweiz lebt. In erster Linie wolle sie einfach für die Frauen mit ihren Geschichten, ihren Sorgen und Nöten da sein, sagt Burgmer. «In erster Linie möchte ich zuhören und Fragen stellen. Es kann aber auch ein gemeinsames Gebet oder ein Segen sein», sagt Burgmer.
In erster Linie möchte ich zuhören. Es kann aber auch ein gemeinsames Gebet sein.
Die Prostituierten zum Ausstieg aus dem Milieu zu bewegen sei dagegen nicht Aufgabe der neuen Stelle, sagt Burgmer. «Ich bin nicht in der Lage, zu berurteilen, was der rechte Weg für jemanden ist», sagt die Theologin. Vielmehr wolle sie den Prostituierten einen Raum bieten, wo sie das loswerden könnten, was sie belastet.
Mit dem Segen des Bischofs
Für ihre neue Aufgabe kann Anne Burgmer auf die Unterstützung des Bischofs von Basel zählen. Felix Gmür habe ihr die kirchliche Beauftragung Missio Canonica erteilt, sagte Bischofsvikar Christoph Sterkman am Donnerstag. Bischof Gmür wünsche sich eine Kirche, die zu den Menschen hinausgehe - auch zu jenen, die keine Lobby hätten.
Allein in Basel-Stadt richtet sich das neue Angebot an über 3000 Sexarbeiterinnen. Viele von ihnen stammen aus katholischen Gegenden, so etwa aus Südamerika, den Philippinen oder Ungarn. Damit hat das Basler Sexmilieu etwa die Grösse einer Pfarrei.
Ihr Domizil hat die «SiTa» mitten im Kleinbasler Rotlicht-Milieu in den Lokalitäten von «Aliena». Diese Beratungsstelle für Frauen im Sexgewerbe besteht bereits seit 2001.