Architekt Jacques Herzog will mit seinem Stadtcasino-Projekt nichts Neues erfinden: Er nehme die bereits bestehende Architektur als Vorlage und wolle an das alte Gebäude ein neues bauen, sagte er am Freitagmorgen vor zahlreichen Medienschaffenden im Hans Huber-Saal des Stadtcasinos. «Copy-paste», also kopieren und wieder einfügen, nennt Herzog das.
Konkret soll ein Gebäude an den bereits bestehenden Musiksaal angebaut werden - und zwar nicht zum Barfüsserplatz hin, sondern gegen hinten, bei der Barfüsser-Kirche. Das neue Gebäude werde die Barfüsserkirche aber nicht dominieren, betonte Herzog.
Diese Nähe zur Kirche unterschiedet sich stark vom Projekt der Britin Zaha Hadid, welches die Basler Stimmbevölkerung 2007 ablehnte. Damals durfte man aus denkmalpflegerischen Gründen nicht so nahe zur Kirche rücken. Hadid musste deshalb nach vorne bauen und handelte sich so die Kritik ein, der Bau sei für den Barfüsserplatz zu gross.
Seither änderte sich aber die Ausgangslage. Der neue Leiter der Denkmalpflege findet, dass sehr wohl näher zur Kirche gebaut werden dürfe. An der Medienkonferenz am Freitag zeigte Architekt Jacques Herzog zudem historische Bilder von Stadtcasino, Kirche und Barfüsserplatz. Darauf ist ersichtlich, dass im 19. Jahrhundert nahe zur Kirche hin gebaut worden war.
Diese Argumentation scheint zu greifen. Vormalige Hadid-Bau-Gegner scheinen dem Herzog und de Meuron-Projekt gegenüber jedenfalls offen. Matthias Eckenstein, 2007 einer der Kämpfer an vordester Front gegen das Neubauprojekt von Hadid, zeigt sich heute zufrieden mit den neuen Plänen. «Ich bin für dieses Projekt», sagt er gegenüber dem «Regionaljournal Basel» von Radio SRF. «Dieser Bau passt zum Ort, zum Barfüsserplatz.» Dass der Anbau nahe zur Kirche kommen soll, stört ihn keineswegs. «Früher waren viele Bauten nahe von Kirchen», sagt er.
Ähnlich äussert sich auch mit Rolf Häring auch ein weiterer damaliger Hadid-Bau-Gegner. Er wolle das Projekt zuerst studieren, sagt er und lässt dann durchblicken, dass er ihm aber grundsätzlich positiv gegenüber stehe. «Damals war niemand im Referendumskommitee dagegen, dass am Stadtcasino gearbeitet wird», sagt Häring. Der Hadid-Bau habe aber nicht auf den Barfüsserplatz gepasst, das Herzog und de Meuron-Projekt aber vermutlich schon.
Finanzierung noch offen
Noch nicht abschliessend geklärt ist die Finanzierung des 77,5 Millionen teuren Baus. Die Casino-Gesellschaft übernimmt 51 Prozent davon und will jetzt mit dem Spenden Sammeln beginnen, so Christoph Gloor, Präsident der Casino-Gesellschaft. Der Kanton will 49 Prozent der Kosten übernehmen, was allerdings noch vom Grossen Rat abgesegnet werden muss.
Geht es nach dem aktuell gültigen Zeitplan, wird gemäss Gloor im Juni eine Zonenplanänderung publiziert. Im Herbst soll das Stadtcasino dann im Regierungsrat besprochen werden. Den abschliessenden Entscheid soll der Grosse Rat im Frühling 2015 fällen.
Baubeginn ist Juni 2016 und auf die Konzertsaison 2019 hin soll das neue Stadtcasino dann als Konzertlokal wieder bereit stehen. Während der Bauphase sollen die Konzerte im Musical-Theater stattfinden. Man stehe kurz vor einer Vertragsunterzeichnung mit dem Musical-Theater, sagt Gloor.