Ein Babyfenster sei nicht die richtige Lösung, ist Sibil Tschudin, Leiterin der gynäkologischen Sozialmedizin am Basler Universitätsspital, überzeugt. «Die Frau ist in ihrer Notsituation alleine, und die medizinische Versorgung während der Geburt ist nicht gegeben.» Das Unispital wolle eine umfassendere Unterstützung bieten, und zwar in Form einer diskreten Geburt.
Im Unterschied zu einer anonymen Geburt erhält die Frau bei der diskreten Geburt nur während des Spitalaufenthalts ein Pseudonym, wenn sie das Spital verlässt, wird die Geburt jedoch den Behörden gemeldet.
«Es geht uns um das Kindesrecht. Es ist wichtig für einen Menschen zu wissen, woher er kommt. Und das wäre nicht möglich, wenn die Geburt völlig anonym wäre.» Zudem wolle man die Mutter auch nach der Geburt unterstützen und betreuen, dies wäre ebenfalls nicht möglich, wenn man ihren Namen nicht kennen würde.
Dass ein Babyfenster oder eine völlig anonyme Geburt niederschwelliger wären, ist sich Sibil Tschudin bewusst. «Es ist gut, dass es verschiedene Angebote gibt. Wir am Unispital wollen eine umfassendere Betreuung anbieten.» Die Frage, ob Frauen in derartigen Notsituationen überhaupt dazu bereit sind, ein offizielles Betreuungsangebot zu nutzen, sei aber berechtigt.
Seltene Einzelfälle
Dass eine Frau ihr Kind diskret zur Welt bringen möchte, komme selten vor. «Pro Jahr kommen bei uns etwa 2'400 Kinder zur Welt, davon schätzungsweise drei bis vier diskret», so Sibil Tschudin.
(Regionaljournal Basel, 17.30 Uhr)