Es ist morgens um acht Uhr bei der Kaserne. Im Hintergrund stimmt ein Mann gerade sein Instrument - voller Vorfreude auf seinen abendlichen Auftritt beim Basel Tattoo. Auf der Wiese vor dem Festivalgelände sitzt Thomas Mächler (60) mit ganz anderen Gefühlen. Er freut sich nicht auf das Tattoo - im Gegenteil: «Das Tattoo benimmt sich in unserem Quartier nicht wie ein Gast, sondern wie eine militärische Besatzungsmacht.»
Ein Satz, der provoziert. Thomas Mächler weiss, wie man mit Worten Aufmerksamkeit erzeugt. Schliesslich arbeitet er in der Kommunikation der Kantonsverwaltung. Ihm gehe es jedoch nicht um die Provokation, sondern um die Sache. Um sein Quartier. «Wir wollen nicht einfach nur Kulisse sein für eine Veranstaltung. Wir leben und wohnen hier.»
Das Tattoo benimmt sich in unserem Quartier wie eine militärische Besatzungsmacht.
Die Leute rund um die Kaserne hätten jeden Sommer schlaflose Nächte wegen des Lärms. «Bis morgens um drei ist Scheiaweia, dann ziehen Betrunkene umher und um fünf Uhr kommt schliesslich noch die Stadtreinigung, um die Überreste wegzuräumen.»
Anfeindungen machen ihm nichts aus
Gegen diesen Lärm wehrt sich Thomas Mächler als Präsident eines Quartiervereins. Jahr für Jahr macht er Einsprachen - mit mässigem Erfolg. Erreicht hat er bloss, dass die Wiese vor dem Festivalgelände frei bleibt. Im Verein seien 70 Mitglieder, sagt Mächler. Ausser ihm wolle sich jedoch niemand exponieren. Der Grund: Wer das Tattoo kritisiere, der werde angefeindet.
Ihm mache das nichts aus. Er habe eine dicke Haut. «Ich wurde schon in den 70er Jahren fichiert, weil ich in Kaiseraugst demonstriert habe. Mit der Zeit lernt man, solche Dinge wegzustecken.»
Zuschauerrückgang als positives Signal
Stellt sich aber noch die Frage, wie es weitergeht mit seinem Kampf gegen den Lärm beim Tattoo? Thomas Mächler sagt: Die Zuschauerzahlen beim Festival seien rückläufig. «Das spielt uns in die Hände». Seine Hoffnung ist, dass aus dem grossen Event mit 100'000 Besuchern ein «kleiner, aber feiner Anlass» wird. Damit könnte dann auch er leben.
(Regionaljournal Basel, 17:30 Uhr)