55 Jahre sind eine lange Zeit. Meistens wurde Robert Develey als Arzt nicht gebraucht. Trotzdem musste er für Notfälle bereit sein. Sowohl Zuschauer wie auch Schauspielerinnen brauchten seine Hilfe. Er erinnert sich: In einer Wilhelm Tell Aufführung hätte sich ein Schauspieler an einer Bierflasche verletzt. Die Flaschen seien damals noch aus echtem Glas gewesen. «Ich verarztete ihn, so dass er er die Aufführung fertig spielen konnte. Nach der Vorstellung nahm ich ihn gleich mit in meine Praxis und nähte die Wunde.»
Die ruhige Hand des Arztes bei Lampenfieber
Probleme hätte es immer wieder mit dem Lampenfieber gegeben. «Schon nur die Präsenz eines Arztes konnte helfen.» In einem Falle brauchte Robert Develey aber auch seine medizinischen Künste. Einer Frau hätte die Stimme versagt. «Da ich medizinisch nichts heraus fand, spritzte ich ihr ein paar Tropfen steriles Olivenöl auf die Stimmbänder.»
Die Sängerin war so überzeugt von den medizinischen Künsten des Theaterarztes, dass sie nur noch auftreten wollte, wenn er zugegen war. «Als Folge davon hörte ich sämtliche Tosca Vorführungen der ganzen Saison.»
Robert Develey hat auch die Veränderung des Publikums beobachtet. Es sei immer noch gemischt wie früher, auch Schüler und Schulklassen seien noch vertreten. Oft würde aber das ältere Publikum dominieren.
Begeisterungspfiffe waren früher tabu
Veränderungen gab es vor allem bei den Reaktionen des Publikums. Früher sei gepfiffen worden, wenn etwas schlecht war. «Heute gibt es auch Pfiffe aus Begeisterung wie an einem Popkonzert.» Auch das rhythmische Klatschen sei eine Erscheinung der neueren Zeit.
Anfangs Juli ist es für Robert Develey vorbei mit seiner Aufgabe im Theater Basel. Dem Haus will er aber trotzdem nicht den Rücken kehren. «Ich werde mir ein Saisonabonnement kaufen, vermutlich für alle drei Sparten.» Besonders freut er sich auf die klassischen Inszenierungen von Ballettaufführungen.
(Regionaljournal Basel, 17:30 Uhr)