Erst 2012 war Marie-Paule Jungblut vom Musée d'Histoire de la Ville de Luxembourg nach Basel gekommen, um die Direktion des Historischen Museums Basel (HMB) zu übernehmen. Nun geht sie bereits wieder. Das Museum schreibt in einer Medienmitteilung, es habe den Vertrag mit Jungblut in gegenseitigem Einvernehmen aufgelöst.
Schon seit längerem war die Stimmung im Museum schlecht. Im April wendeten sich die Angestellten mit einem Protestschreiben an das Präsidialdepartement. Dazu kam kürzlich ein Streit um die Porzellansammlung der Pauls-Eisenbeiss-Stiftung. Diese wird demnächst aus Basel nach Deutschland abgezogen, weil das HMB sie nicht mehr ständig zeigen will.
Aufgrund dieser Konflikte habe man sich im gegenseitigen Einvernehmen für eine Trennung entschieden, teilt das Präsidialdepartement mit. Die Direktion werde Ende Jahr ausgeschrieben und nach Möglichkeit im Sommer 2016 neu besetzt. Bis auf weiteres wird das Museum interimistisch von Jungbluts Stellvertreterin Gudrun Piller geleitet.
Museum soll bei neuer Ausrichtung bleiben
An der heutigen Pressekonferenz wurden die genauen Gründe für die Trennung nicht bekanntgegeben. Die beiden Seiten hätten darüber Stillschweigen vereinbart. Philipp Bischof, Kulturchef des Basler Präsidialdepartements, betonte aber noch einmal, dass die Trennung wirklich einvernehmlich erfolgt sei: «Nun ist es unser Anliegen, die Ereignisse der letzten Monate aufzuarbeiten, um für den Findungsprozess Lehren daraus zu ziehen.»
Weiter sagte Bischof, mit der Trennung von Jungblut habe man keine Konzessionen an die Sammler gemacht. Er deutete aber indirekt an, Marie-Paule Jungblut habe vielleicht nicht ein sehr glückliches Händchen im Umgang mit den Sammlern gehabt.
Regierungspräsident Guy Morin erklärte, man wolle mit dem Historischen Museum den unter Jungblut eingeschlagenen Kurs fortsetzen. Jungblut hatte das Museum weg von einem rein konservierenden Konzept hin zu mehr gesellschaftlicher Reflexion zu führen versucht und mehrere Ausstellung zu Gegenwartsthemen gemacht. Dies sei grundsätzlich richtig, sagte Morin: «Unsere Museen sollen nicht nur die Ästhetik eines Objekts zeigen, sondern Werte vermitteln, indem man sich mit der Vergangenheit auseinandersetzt. Diese Vergangenheit beginnt in der Frühzeit, aber dauert bis zur Gegenwart.»
Konsternation und Befriedigung in der Politik
Im Grossen Rat gehen die Meinungen über Jungbluts Abgang auseinander. Oswald Inglin (CVP), der als Präsident der Bildungs- und Kulturkommission vor drei Jahren bei der Wahl der Museumsdirektorin dabei war, ist konsterniert: «Wir hielten sie damals für die richtige Person, um einen frischen Wind ins Historische Museum zu bringen. Dass sie nun das Handtuch geworfen hat, ist angesichts der Probleme verständlich, aber auch sehr bedauerlich.»
Grossrätin Christine Wirz-von Planta (LDP) sieht Jungbluts Rücktritt hingegen als Chance. Zuletzt habe sich das HMB zu sehr auf Gegenwartsfragen konzentriert und seinen historischen Auftrag vernachlässigt: «Ich wünsche mir ein Museum, das einen Schwerpunkt auf die Forschung legt, mehr eigene Ausstellungen macht und sein schönes Gut auch zeigt.»
Andere Ratsmitglieder befürchten, dass die Neuausrichtung des Museums unter Jungblut nun wieder rückgängig gemacht werde. Oswald Inglin glaubt aber nicht an einen Rückschritt: «Es ist richtig, das Museum zu öffnen. Aber man sollte es vielleicht etwas moderater tun und besser vernetzt sein in der Stadt.» Ausserdem sei zu wünschen, dass Jungbluts Nachfolgerin oder Nachfolger mehr Erfahrung in der Führung von Personal habe.