Wer schwänzen wolle, der schwänze sowieso. Deshalb könne man sich durchaus überlegen, einen Systemwechsel zu vollziehen, ist Michael Wüthrich überzeugt. Er politisiert für das Grüne Bündnis im Grossen Rat und arbeitet als Lehrer am Gymnasium Leonhard. Der Fall aus dem Baselbiet zeige, dass immer mehr Schülerinnen und Schüler einen Arzt oder Anwalt einschalten, um ihre Absenzen zu entschuldigen. Deshalb macht Wüthrich in der Zeitung «Schweiz am Sonntag» einen radikalen Vorschlag: «Wer die obligatorische Schulzeit abgeschlossen hat, kann so oft fehlen wie er will. Nur Prüfungen sind obligatorisch.»
Michael Wüthrich glaubt an die Selbstverantwortung der jungen Menschen. «Im Leitbild der Schulen steht, dass wir die Gymnasiasten zur Reife führen sollen.» Er sei überzeugt, dass die Schülerinnen und Schüler den Unterricht besuchen, wenn sie diesen brauchen. «Und wenn sie ihn nicht brauchen, dann muss ich mich entweder als Lehrer hinterfragen, oder aber die Schüler sind so begabt, dass sie mit ihrer Zeit besseres anfangen können.»
«Davon halte ich gar nichts», findet jedoch der Basler Bildungsdirektor Christoph Eymann. «Ich sehe keinen Vorteil in einem solchen Systemwechsel.» Im Gegenteil: Es sei eine Ungleichbehandlung jener Jungen, die eine Lehre absolvieren und nicht einfach fehlen können.
Zwar existierten jene Fälle, in denen Schüler anhand eines Arztzeugnisses Absenzen entschuldigen. «Aber es gibt keine Malaise», ist Eymann überzeugt.
(Regionaljournal Basel, 17.30 Uhr)