Lhamo kam vor drei Jahren von Tibet in die Schweiz, als Flüchtling. Jetzt sitzt sie im Pfarrhaus Elisabethen in Basel an einem grossen Holztisch und plaudert gemütlich mit andern Flüchtlingen und Einheimischen. Sie macht mit beim Projekt «Da-sein» der Christoph Merian Stiftung (CMS) und des Vereins Offene Kirche Elisabethen. Dieses bringt Asylsuchende, Sans-Papiers und Flüchtlinge mit Schweizerinnen und Schweizern zusammen. Lhamo, die in einem Asylheim in Münchenstein lebt und von sich sagt, sie käme ausserhalb des Projekts «Da-sein» kaum mit Schweizerinnen in Kontakt, kommt jede Woche ins Pfarrhaus. «Ich finde es toll, weil wir hier Deutsch üben, Musik machen, singen, backen und kochen». Lhamo hat im Pfarrhaus bereits zwei Schweizer Freundinnen gefunden: Nicole und Susanna, erzählt sie.
Tun und lassen, worauf man Lust hat
Das Projekt «Da-Sein» ist unkompliziert: Flüchtlinge, Sans-Papiers, Asylsuchende und Schweizer und kommen am Mittwochnachmittag ins Pfarrhaus Elisabethen und können zusammen tun und lassen, worauf sie Lust haben.
Das komme gut an, bei Fremden wie Einheimischen, sagt Projektleiterin Nicole Schwarz. Asylsuchende wie Lhamo würden oft in engen Platzverhältnissen in der Asylunterkunft wohnen und sich manchmal langweilen, weil sie nichts zu tun haben. Im Pfarrhaus fänden viel sie Platz und einige Gesprächspartnerinnen und -partner, sagt Schwarz. Vielen tue das gut.
Lhamo kann so ihrem tristen Alltag entkommen. Sie würde gerne eine Lehre als Verkäuferin machen, darf dies als Asylsuchende aber nicht und langweilt sich zuweilen im Asylheim, sagt sie.
Ehemalige Asylsuchende und Schweizerinnen sind dabei
Aber auch Schweizer kommen gerne und solche, die früher selber als Flüchtlinge nach Basel kamen und nun hier leben. Einer von ihnen ist Robel aus Äthiopien. Er redet dieselbe Sprache wie man in Eritrea spricht und übersetzt für Eritreer, die erst kürzlich nach Basel kamen. «Wir lachen viel hier, haben Spass und lernen auch Deutsch», sagt er. Den Eritreern, die noch kaum Deutsch können, sage er stets, sie sollten die Sprache lernen. «Mit der Sprache wird alles einfacher, auch die Integration», ist er überzeugt.
Robel kann sich gut erinnern, wie es für ihn war, als er vor vier Jahren in die Schweiz kam. Nun erzählt er den Neuankömmlingen, wie das Leben in der Schweiz funktioniert.
Hemmschwellen abbauen
Sonja, einer Schweizerin, ist das Fremdsein hingegen eher fremd. Sie kommt seit kurzem ins Pfarrhaus zu «Da-sein» und kocht und isst mit Flüchtlingen. Schon nach kurzer Zeit bemerke sie, wie sie Hemmschwellen und Vorurteile abbaue und die Begegnung mit Flüchtlingen und Asylsuchenden in ihren Alltag übergreife. «Wenn ich eine Person auf der Strasse sehe, die bedürftig aussieht, habe ich mehr Verständnis als früher, kann offener damit umgehen», nennt sie ein Beispiel.
«Da-sein» besuche sie, weil sie viel von Flüchtlingen in den Medien gelesen, gesehen und gehört habe. Da habe sie sich gedacht: «Jetzt reichts mir, ich will die Leute selber kennen lernen.» Und dafür biete sich das Projekt «Da-sein» sehr gut an, findet Sonja.
(Regionaljournal Basel, 17:30 Uhr)