Drei Fragen an Thomas Häusler, Redaktionsleiter «Wissenschaft» von Radio SRF:
SRF: Die Geschichte der Basler Pharma- und Chemieindustrie geht zurück ins 19. Jahrhundert. Weshalb erscheint ein solches Werk erst heute?
Thomas Häusler: Das haben sich die Autoren auch gefragt. Sie sagen, es gäbe zwar einzelne Firmengeschichten. Was fehlte war bislang jedoch eine Gesamtschau über das langjährige Verhältnis der Chemie- und Pharmaindustrie zur Stadt Basel. Eine solche Gesamtschau sei eigentlich die Aufgabe der Stadt oder der Universität Basel gewesen, so die Autoren. Diese hätten sich jedoch demonstrativ uninteressiert gezeigt, lautet die Kritik der beiden Hauptautoren Georg Kreis und Mario König.
Wie kann man das Verhältnis zwischen Basel und der Pharma resp. Chemie charakterisieren?
Man kann sagen, dass die Basler Behörden sehr lange darauf geachtet hat, dass es dieser Industrie sehr gut geht. Anwohner mussten über lange Jahre mit starken Emissionen leben. Es hat gestunken und der Rhein war immer wieder gefärbt. Die Behörden schritten oft nur zögerlich ein. Es gab eine perfekt funktionierende Allianz zwischen Behörden und der Industrie, beschriebt Autor Mario König das Verhältnis in dem Buch. Auch die Führer der Arbeiterbewegung waren Teil dieses «Pakts». Gestank und Dreck gehörten zum Fortschritt war die vorherrschende Meinung über viele Jahre.
Brachte die Brandkatastrophe von Schweizerhalle 1986 die grosse Wende?
Ganz klar. Schon in den 68er Jahren gab es bereits kritische Stimmen gegenüber den chemischen Betrieben. Aber der 1. November 1986 war sicher ein wichtiger Wendepunkt im Verhältnis zwischen der Industrie, den Behörden und der Öffentlichkeit.