Häusliche Gewalt ist in Basel nach wie vor ein grosses Problem: 300 bis 400 Fälle gibt es Jahr - so der Durchschnitt der letzten vier Jahre in Basel-Stadt. Und dies, obwohl häusliche Gewalt seit 2004 ein Offizialdelikt ist und auch ohne Anzeige des Opfers verfolgt wird.
Wachtmeister Michelle Jost war schon oft im Einsatz in Fällen von häuslicher Gewalt. Diese komme in allen Gesellschaftsschichten vor, sagt sie: «Alle Kulturen und Glaubensrichtungen sind betroffen. Es ist kunterbunt gemischt.»
Einsätze bei häuslicher Gewalt wühle die Polizistinnen und Polizisten auf, man müsse aber objektiv bleiben, betont Wachtmeister Antoine Schäublin. Das wichtigste sei, Opfer und Täter räumlich zu trennen und separat zu befragen. In schwereren Fällen wird der Dienstoffizier oder die Kriminalpolizei zugezogen. Diese können eine Wegweisung verfügen oder den Täter festnehmen.
50 Wegweisungen im Jahr
Das Instrument der Wegweisung gibt es seit zehn Jahren. In den letzten Jahren wurde durchschnittlich einmal in der Woche eine Wegweisung gegen einen Täter verfügt. Dieser darf dann die Wohnung nicht mehr betreten.
Zudem werden die Täter zu einer freiwillige Beratung eingeladen. Dieses Angebot wolle man nächstes Jahr ausweiten, sagt Sonja Rust, die Leiterin der Fachstelle Häusliche Gewalt im Basler Sicherheitsdepartement. Auch Täter und Täterinnen, die nicht weggewiesen wurden, sollen für Beratungen kontaktiert werden. Gute Gewaltberatung sei auch Opferschutz, ist Sonja Rust überzeugt. Das Ziel sei, die Gewaltspirale zu stoppen.
Abgesehen davon setze man auf die Sensibilisierung der Gesellschaft. In dieser Hinsicht habe in den letzten 10 Jahren ein Umdenken stattgefunden, sagt Sonja Rust. «Man toleriert häusliche Gewalt eigentlich nicht mehr, wenn man sie mitkriegt.» Nun wolle man mit der Prävention aber auch erreichen, dass schon Kinder in der Schule und im Kindergarten lernen, Konflikte nicht mit Gewalt auszutragen.