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Portrait von Heinrich Schnetzer
Legende: Heinrich Schnetzer kritisiert die Linienführung des Herzstücks der Regio S-Bahn. SRF

Basel Baselland Heinrich Schnetzer: «Das Basler Herzstück ist zu wenig visionär»

Auch wenn es nach dem gescheiterten Herzstück-Referendum nun nicht zur Volksabstimmung kommt, verstummen die Kritiker am Basler S-Bahn-Projekt nicht. Ingenieur Heinrich Schnetzer kritisiert die fehlende Ausrichtung des aktuellen Projektes und fordert Nachbesserungen.

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Heinrich Schnetzer ist Partner des Ingenieur-Büros SchnetzerPuskas mit Sitz in Basel. Sein Büro war bei verschiedenen bekannten Grossprojekten beteiligt: Messeturm oder Erweiterungsbau des Landesmuseums Zürich.

Heinrich Schnetzer ist kein Gegner des S-Bahn-Herzstücks. Im Gegenteil: Er wünscht sich eine Aus- und Weiterentwicklung des Schienennetzes. Er kritisiert aber das aktuelle Projekt mit den geplanten Haltestellen unter dem Marktplatz und unter dem Claraplatz.

«Die Fokussierung auf die Innenstadt verstellt den Blick auf grössere Zusammenhänge», sagt Heinrich Schnetzer. Man verpasse die internationale Anbindung. Er schlägt deshalb vor, auf den direkten S-Bahn-Tunnel zwischen dem SBB-Bahnhof und dem Badischen Bahnhof zu verzichten und dafür das Geld für eine grössere Ringbahn einzusetzen.

Den internationalen Zugverkehr nicht vergessen

«Wir haben die einmalige Gelegenheit über eine Milliarde Franken in eine neue Bahninfrastruktur zu investieren. Da finde ich es falsch, dies ausschliesslich für den regionalen S-Bahn-Verkehr auszugeben und die internationalen Züge auf dem bestehenden Netz zu belassen.» So blieben die langen Wartezeiten der internationalen Züge in den beiden Basler Bahnhöfen bestehen, zusammengerechnet zirka 20 Minuten, was für den internationalen Verkehr eine Ewigkeit bedeute. Ein Projekt, das derartige Nachteile in Kauf nehme, sei zu wenig visionär.

«Wenn wir dies akzeptieren, wird Basel längerfristig vom internationalen Verkehr umfahren, was nicht im Interesse der Stadt sein kann.» Schnetzer argumentiert mit dem historischen Beispiel der Stadt Luzern, die es in den fünfziger Jahren verpasst habe, sich mit einem unterirdischen Durchgangsbahnhof für den internationalen Verkehr vorzubereiten. Mit der Konsequenz, dass der Nord-Süd-Verkehr über den Gotthard heute über Zürich und nicht mehr über Luzern laufe. «Wenn Basel nicht aufpasst, werden wir abgehängt», warnt Schnetzer.

Schnetzer vertritt die Meinung, dass mit einem neuen Herzstück sowohl die Bedrüfnisse einer regionalen S-Bahn wie auch die Bedürfnisse des internationalen Verkehrs abgedeckt werden könnten. Voraussetzung dafür sei aber eine andere Linienführung des Rheintunnels. Besser als die Innenstadtverbindung wäre ein neuer Tunnel, der den Bahnverkehr von Deutschland kommend direkt zum Bahnhof SBB führen würde, mit einer Haltestelle im Bereich des Novartis Campus.

«Die Arbeitsplätze in der Region Basel befinden sich nicht in der Innenstadt, sondern an den Rändern. Eine Ringbahn würde der Anbindung der Arbeitsorte besser dienen.»

Chance soll wahrgenommen werden

Die S-Bahn-Herzstückplanung gelangt nun in die nächste Phase, nachdem die beiden Parlamente den Planungskredit von insgesamt 30 Millionen Franken zugestimmt haben und das Referendum knapp gescheitert ist.

Heinrich Schnetzer: «Ich hoffe, dass bei der weiteren Planung die Frage des effizienten Einsatzes der Mittel berücksichtigt wird. Die Frage stellt sich, ob wir mit dem vielen Geld wirklich jene Ziele erreichen, die wir erreichen wollen.»

(Regionaljournal Basel, 17:30 Uhr)

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