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Das Restaurant Hirscheneck in Kleinbasel von Aussen. Restaurant-Tische vor dem Haus mit Gästen
Legende: Seit 35 Jahren eine feste Institution in Basel: Genossenschaft Hirscheneck Juri Weiss

Basel Baselland Hirscheneck: Eine linke Basler Utopie feiert ihren 35. Geburtstag

Das «Hirschi» ist eine Institution in der Stadt. Die Beiz und der Konzertkeller sind der Treffpunkt der alternativen Szene. Die turbulentesten Zeiten mit Streit unter den Betreibern und mit finanziellen Problemen hat das «Hirschi» längst hinter sich - es bleibt aber eine aussergewöhnliche Beiz.

Wer im «Hirscheneck» arbeitet, der tut dies nicht in erster Linie, um Geld zu verdienen, sondern aus Idealismus. Einer dieser Idealisten ist Saali, der nur seinen Vornamen verraten möchte - und seit mehr als 20 Jahren im «Hirschi» dabei ist. «Mir war es wichtig, eine Arbeit zu tun, in der ich mit anderen zusammen Utopien leben kann, die nicht nur Utopien bleiben.»

Das «Hirschi» ist auch heute noch eine gelebte Utopie. Es ist ein Gegenentwurf zur normalen Wirtschaftswelt. Es gibt im «Hirschi» keine Chefs und keine Hierarchien. Die Beiz wird von einem Kollektiv von zwanzig gleichberechtigten Frauen und Männern geführt.

Alle Mitarbeiter verdienen gleich wenig Geld, rund 20 Franken in der Stunde, dafür können alle mitbestimmen, wieviel beispielsweise der Espresso kostet. Im Kollektiv zu arbeiten, sei bisweilen anstrengend, gibt Saali zu, aber das Konzept funktioniere. «Es gibt wenig Beizen in Basel, die wie wir seit 35 Jahren über den gleichen Pächter laufen», meint Saali gegenüber dem «Regionaljournal Basel» von Radio SRF.

Das «Hirschi» funktioniert tatsächlich auch heute immer noch gut. Das Publikum ist gemischter geworden. Die Gründergeneration kommt heute mit den Enkeln zum Sonntagsbrunch. Gleichzeitig zieht das «Hirschi» aber auch immer wieder neue Generationen von jungen Menschen an.

Anita Fetz hat Bier gezapft

Mittlerweile ist das Hirschi auch weitgehend akzeptiert in Basel. Es hat seine Finanzen im Griff, kommt fast ohne Subventionen vom Kanton aus - und es regt sich auch kaum mehr jemand über die anarchistischen Parolen auf, die auf einem Transparent an der Haus-Fassade stehen. Diese Akzeptanz ist darauf zurückzuführen, dass viele Leute einen Teil ihrer Jugend im «Hirschi» verbracht haben. Auch prominente Baslerinnen und Basler: Ständerätin Anita Fetz beispielsweise hat in der Beiz einst Bier gezapft.

Und dann gibt es noch die hübsche Geschichte eines heute weltbekannten Musikers, der im «Hirschi» auftreten wollte, aber nicht durfte. Kurt Cobain soll mit seiner damals noch unbekannten Band Nirvana von den Hirschi-Leuten abgewimmelt worden sein mit der Begründung, er mache «Hippie-Musik». Ob die Geschichte stimmt, weiss nicht einmal Marlon, der im «Hirschi» fürs Musikprogramm zuständig ist. Aber wenn sie nicht wahr ist, so ist sie zumindest gut erfunden.

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