Das Baselbiet ist bekannt für seine vielen Sonnenstunden. In Frenkendorf zum Beispiel scheint die Sonne in guten Jahren über 2‘000 Stunden lang. Seit der Bund die Energiewende eingeläutet hat, entscheiden sich hier darum immer mehr Hausbesitzer für eine eigene Photovoltaikanlage. Der Grundgedanke ist bestechend: die Energie der Sonne für das eigene Haus nutzen und den überschüssigen Strom ins Netz einspeisen und nebenher noch etwas Geld verdienen. So installierten letztes Jahr 34 von 48 Hausbesitzern in der Siedlung Eich in Frenkendorf eine Solaranlage. Doch dann kam die Ernüchterung, wie Hausbesitzer Dominik Müller erzählt: „Ab der 21. Anlage sagte uns der lokale Energieversorger: jetzt dürft Ihr keine neuen Anlagen mehr anschliessen, die Aufnahmekapazität des Kabels ist ausgeschöpft.“
Blindleistungskompensation
In solchen Fällen müssen normalerweise neue Leitungen gebaut werden, doch in diesem Fall kamen die Fachleute des lokalen Energieversorgers Elektra Baselland auf eine andere, einfachere Idee. Das Zauberwort heisst Blindleistungskompensation. Im Stromnetz ist immer ein gewisser Anteil an nicht verwendbarer Blindleistung. Blindleistung entsteht durch kapazitive und induktive Lasten, also Kondensatoren und Spulen, im Wechselstromnetz. Die vor Ort installierten Wechselrichter, welche für den Betrieb der PV-Anlagen benötigt werden, können Blindleistung aufnehmen oder abgeben. Durch geschicktes Verschieben der Kurven von Spannung und Strom kann die unerwünschte Blindleistung kompensiert und somit mehr Solarstrom eingespeist werden. Das Stromnetz in Frenkendorf wird also verstärkt, ohne dass es ausgebaut werden muss. Dafür braucht es einzig ein kleines Steuergerät.
Erprobte Technik
Die Technik der Blindleistungskompensation ist bereits erprobt und kommt vor allem in Deutschland zum Einsatz. In der Schweiz ist sie in dieser Form Neuland. Das Bundesamt für Energie begrüsst den innovativen Ansatz der Lösung in Frenkendorf. Marianne Zünd sagt zur Tageschau: „Es ist ideal, wenn man mit dem bestehenden Netz Optimierungen erreichen kann, ohne dass man neue Netze bauen muss. Das ist viel wirtschaftlicher.“ Bei der Energiewende ist der erforderliche Netzausbau ein wesentlicher Faktor. Die Kostenschätzungen für den Umbau auf ein Smart-Grid, also auf ein intelligentes Stromnetz, reichen von drei bis zehn Milliarden Franken.