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Basel Baselland «object present»: Ballett auf der Basler Schauspiel-Bühne

Als Theaterdirektor Andreas Beck nach Basel kam, kündete er an, die drei Sparten stärker miteinander verbinden zu wollen. Für «object present» tanzt die Ballett company auf der Bühne des Schauspielhauses. Das Publikum lies sich diesen Sparten-Übergriff gerne gefallen.

Wenn dem Schauspielhaus-Publikum ein Ballettstück vorgesetzt wird, könnte das auch schief gehen. Insbesondere dann, wenn man dem Publikum schon vor der Vorstellung Oropax verteilt - mit der durchaus ernst gemeinten Bemerkung, es werde dann etwas laut.

Aber: das mehrheitlich Schauspiel-affine Publikum, das am Freitagabend an der Premiere von object present anwesend war, war begeistert.

Tatsächlich sind die beiden Stücke der israelischen Choreografen Iztik Galili und Hofesh Shechter packend - und die athletischen und offensichtlich sehr anstrengenden Choreografien bekommen durch die Nähe, die das Publikum im Schauspielhaus zur Bühne hat, eine besondere Intensität.

Den Auftakt macht das Stück von Iztik Galili. Zur minimalistischen Musik von Steve Reich bewegt sich eine Gruppe junger Männer über die Bühne. Sie wirbeln in fliessenden und pausenlosen Bewegungen über die eher kleine Schauspielbühne. Plötzlich entsteht aus diesem Durcheinander etwas Geordnetes und die Tänzer bewegen sich im Gleichschritt - bis einer von ihnen die Reihe wieder aufbricht und die Choreografie nahtlos in eine andere Form übergeht.

Unterstützt wird die Wirkung der Tanzes durch mobile Wände, die auf der Bühne herum geschoben werden. Die Tänzer verschwinden hinter den Wänden, um dann wieder aufzutauchen. Fast wie in einem Kaleidoskop wechseln sich Bilder ab.

Bohrende Ekstase

Nach der Pause dann das Stück von Hofesh Shechter - und hier kommen beim Publikum eben die Oropax zum Einsatz. Das ganze Stück ist drängend, etwas unheimlich gar. Die Bühne ist in Nebel getaucht, die Tänzerinnen und Tänzer schauen nie ins Publikum, im Gegenteil: sie scheinen in Ekstase zu sein. Sie finden sich zu Gruppen zusammen und bewegen ihre Körper rhythmisch und repetitiv zu den bohrenden Klängen, die vom Choreografen selbst komponiert wurden.

Unmittelbarkeit im Schauspielhaus

So intensiv der Ballettabend, so frenetisch der Applaus des Publikums. Eben gerade weil die beiden Tanzstücke so intensiv und so athletisch sind, ist es toll, dass Publikum und Tanzende nicht von einem Orchestergraben getrennt werden, sondern dass eine Unmittelbarkeit besteht.

Die Rechnung des Theaters scheint aufzugehen: Beim Hinauslaufen hörte man den einen oder anderen Schauspiel-Abonnenten sagen, dass man eben doch ab und zu mal so ein Ballett anschauen gehen sollte.

(Regionaljournal Basel, 17.30 Uhr)

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