Paul Chan weiss, wie er ein Publikum für sich gewinnt. Auf die Frage, wie er in so jungem Alter bereits ein derart breites Schaffen aufweisen könne, antwortet er ganz nüchtern: «I have no friends and I spend a lot of time alone.» Er habe keine Freunde und sei viel alleine. Durch diesen spartanischen Lebensstil habe er viel Zeit zum Nachdenken.
Doch wirklich glauben tut man Paul Chan dies nicht. Der junge Mann hat ein fröhliches Gesicht und trägt ein Tshirt mit Foto und Tourdaten einer Hard-Rock-Band darauf. Doch so jugendlich er aussieht, so reif ist er in seinem Schaffen. Er interessiere sich sehr für Philosophie, für Literatur und für Politik. In seinen Werken finden sich zahlreiche Referenzen auf ebendiese Bereiche.
Vielschichtige Werke
So beispielsweise die Videoinstallation «My birds... trash... the future». Auf einer grossen Leinwand erscheinen Sequenzen, die vom Stil her an frühe Computerspiele erinnern. Ein alter knorriger Baum ohne Blätter steht in der Mitte des Bildes. Am Baum hängen drei nackte Leichen, Vögel flattern wie Aasgeier um sie herum.
Paul Chan entwickelte die Installation kurz nach der Wiederwahl von Georg W. Bush. Er bezieht sich auf die Darstellungen «Die Schrecken des Krieges» des spanischen Malers Francisco de Goya. Aber das Video enthält auch Anspielungen auf die «unheilversprechenden Vögel» aus der Bibel sowie Anspielungen auf das Theaterstück «Waiting for Godot».
Chans Werke sind nicht leicht zu verstehen. Das weiss auch das Team des Schaulagers und hat eine ansprechende Ausstellungsbroschüre erstellt, die den Besuch sehr bereichert.