«Steigen Sie ein!», begrüsst mich Ruth Widmer, die Gründerin der Basler Theaterfalle. Ich betrete das Wasserfallen-Gondeli und fahre hoch – ins Paradies. Drei «Erkenntniswege» erwarten mich, die je unterschiedliche Geschichten erzählen. Es sind mal mehr, mal weniger Bibel-nahe Episoden. Da ist zum Beispiel Kain, der um seinen toten Bruder Abel trauert. Oder da ist Eva, die nach der Vertreibung aus dem Paradies eine Bar eröffnet hat. Sie schenkt den Theaterbesuchern Apfelsaft aus, oder auch ein Schlückchen Calvados.
Die eindrückliche Kulisse der Natur unterstützt die Wirkung der verschiedenen Darbietungen. Die Theaterbesucherinnen und -besucher wandern durch grüne Hügel, lauschen zirpenden Grillen und sind aufgefordert, sich das Theatererlebnis selbst zusammenzusetzen. «Mein ganzer Körper wird in das Theater mit einbezogen», sagt eine Besucherin, die keuchend oben am Hügel ankommt.
Der zweite Teil des Abends ist dann aber bequemer. Das Publikum ist nicht mehr über Pfade verstreut, sondern kommt im «Paradiesgarten» zusammen. Ein grüner Hang, vor dem eine kleine Zuschauertribüne aufgebaut ist. Von hier beobachten die Zuschauer, wie Adam und Eva im Paradies den Apfel vom Baum holen und vertrieben werden. Feuerwerke, die über den ganzen Hang verteilt sind, explodieren, lautes Donnern dröhnt aus den Lautsprechern. Nicht nur Adam und Eva müssen gehen, auch das Publikum wird vertrieben. Zurück zur Gondel, zurück in den Alltag.
Was bleibt, sind ein paar offene Fragen – nicht alle Einzelteile des Abends werden am Ende schlüssig zusammengebracht – und viele schöne Bilder und Eindrücke. Einmal mehr gelingt es der Theaterfalle, einen Ort auf ganz neue Art und Weise erlebbar zu machen. Und sie zeigt, dass es mit einem kleinen Team und mit wenigen Mitteln möglich ist, Theater immer wieder neu zu erfinden.
(Regionaljournal Basel, 17.30 Uhr)