«Städte müssen aufeinander hören, sich austauschen, sonst sterben sie.» Klare Worte des Bürgermeisters von Rotterdam, ausgesprochen am Dienstagnachmittag im Basler Rathaus. Ahmed Aboutaleb war zu Gast, eingeladen vom Basler Regierungspräsidenten Guy Morin. «Städte sind die Zukunft», ist Aboutaleb weiter überzeugt. Während die Bedeutung von Nationen zurück gehe, seien die Städte im Aufwind, betonte der Rotterdamer Bürgermeister.
Begeisterter Städter
Eingeladen hatte Morin seinen Amtskollegen von Rotterdam wegen des 500-Jahre-Erasmus-Jubiläums (1516 erschien Erasmus' Ausgabe des griechischen Neuen Testaments), welches Basel derzeit feiert. Aboutaleb sagte in seiner kurzen Ansprache: «Erasmus benannte sich selbst nach einem syrischen Flüchtling.» Einem Flüchtling, den die Menschen damals als Heiligen betrachteten, so Aboutaleb weiter. «Das ist faszinierend.»
Migrant und Muslim
Dass Aboutaleb gerade diesen unbekannten Aspekt aus Erasmus' Leben hervorhob, hat wohl auch mit Aboutalebs eigener Biografie zu tun. Er kam als 15-Jähriger von Marokko in die Niederlande, ist Migrant und praktizierender Moslem. Darauf angesprochen erzählt Aboutaleb freimütig aus seinem Leben. «Ich bin ein Produkt der Armut.» Als Junge habe er keine Schuhe gehabt und wenn es kalt gewesen sei, oft eine Jacke vermisst. Geschlafen habe er auf dem Boden. «Meine Motivation ist es, Menschen darin zu unterstützen, sich eine bessere Zukunft zu machen.»
Werdet zu Eigentümern der Stadt!
Doch auch bei Fragen nach seiner Biografie kommt Aboutaleb stets auf das Thema Städte. «Ich vertraue in die Bürger der Stadt», sagt er dann etwa. Oder er führt aus, wie wichtig es sei, dass sich alle am Leben in der Stadt beteiligen, auch die Migrantinnen und Migranten. Sie seien Teil der Gesellschaft, auch wenn sie manchmal mit Rassismus, Ausgrenzung oder Islamfeindlichkeit konfrontiert würden.
Wunderbare Bürger und Bürgerinnen
«Muslime in Rotterdam sollen sich nicht als Opfer sehen, sondern als wunderbare Bürgerinnen und Bürger der Zukunft», so Aboutaleb. Sie sollen partizipieren und sich ins gesellschaftliche und soziale Leben einbringen, sage er ihnen, erzählt er. «So werdet ihr auch zu Eigentümern der Stadt. Vielleicht gelingt es euch noch nicht, dafür aber euren Kindern.» Nur wenn man alle Gruppen einbinde, formiere sich eine solide Gesellschaft, ist Aboutaleb überzeugt. Und er kommt zum Anfang des Gesprächs zurück: Man muss einander zuhören - Menschen sollen einander zuhören und auch Städte sollen einander zuhören.
(Regionaljournal Basel, 17.30 Uhr)