Walter Meury war Leiter des ersten Gassezimmers und erinnert sich noch gut an die Zeit bevor dieses aufging. Die Drogenszene hatte sich in Basel dazumal im Gebiet Rheingasse und Unterer Rheinweg bewegt: «Es herrschte ein riesiges Chaos. Unmengen Abfall und gebrauchte Spritzen lagen herum», erzählt Meury. Die problematischen hygienischen Zustände aber auch die HIV-Problematik waren der Auslöser zur Gründung des ersten Gassenzimmers im Juni 1991, das aus einem Raum, einer Theke und ein paar Tischen bestand.
Turbulente Szenen
In der Startphase gab es immer wieder turbulente Szenen und auch kritische Situationen: «Wir hatten 300 bis 400 Beatmungen pro Monat», erinnert sich Meury. Weil die Leute vor allem Heroin konsumierten, kam es regelmässig zu Atemstillständen.
Auch die Zusammenarbeit mit der Polizei war schwierig. Die Mitarbeiter der Gassenzimmer wurden beschuldigt, sie leisteten Beihilfe zum illegalen Drogenkonsum. Das Zusammenspiel mit den Behörden, insbesondere mit der Polizei habe sich in den letzten 25 Jahren jedoch extrem verbessert. «Die Polizei ist heute froh um die Arbeit, die wir leisten»
Auch in der Bevölkerung stossen die Gassenzimmer, die heute «K+A, Kontakt- und Anlaufstelle» heissen, kaum mehr auf Widerstand. Dies zeigte sich insbesondere bei der Eröffnung des jüngsten Standorts beim Dreispitz.
Randständige Menschen brauchen immer Hilfe
Die Gassenzimmer werde es auch in Zukunft brauchen, ist Meury überzeugt. Auch dann, wenn einzelne Drogen oder deren Konsum legalisiert würden. Es werde immer randständige Menschen geben, die auf entsprechende Angebote angewiesen sind. «Sucht gehört zur Gesellschaft. Wir werden dieses Problem nie ausmerzen können.»
Meury arbeitet heute nicht mehr in einem Gassenzimmer, er ist jedoch als Geschäftsleiter der Betreiberin «Suchthilfe Region Basel» immer noch eng mit ihnen verbunden. Rückblickend auf die letzten 25 Jahre zieht er trotz viel erlebtem Leid eine positive Bilanz. «Wichtig ist, dass man an die Sache glaubt. Dass es Sinn macht und Wirkung zeigt, sich auf die Menschen einzulassen.»
(Regionaljournal Basel, 17:30 Uhr)