Es geht über Stock und Stein, durchs Gestrüpp und durch den Wald. Vorbei an einem Loch, in dem sich nachts die Wildsäue suhlen. Ohne Hilfe findet man die Burg kaum. Kantonsarchäologe Reto Marti weiss aber, wo sie sich befindet: einen rund halbstündigen Fussmarsch oberhalb von Liedertswil.
Auch am Fundort selber braucht es ein geschultes Auge, um die Burg zu erkennen. «Was man hier sieht, ist ein Graben, der von Menschenhand geschaffen wurde. Das ist alles, was von der Burg noch übrig geblieben ist», sagt Reto Marti.
Gefunden hat die Burg ein privater Schatzsucher. Er hielt seinen Fund lange Zeit geheim, erst vor einem Jahr weihte er die Baselbieter Behörden ein. Diese untersuchten danach den Fundort, bevor sie die Öffentlichkeit informierten. «Wir wollten sicherstellen, dass niemand den Fundort plündert», erzählt Reto Marti.
Der Fund ist spektakulär.
Dank den Funden vor Ort lässt sich die Burg gut datieren. «Wir sind im Mittelalter. In der Zeit zwischen 1000 und 1200.» Von der Burg selber sieht man heute nichts mehr, die Mauern wurden im Verlauf der Jahrhunderte von Wind und Wetter zerstört.
Dennoch spricht Reto Marti im Zusammenhang mit der Burg von einer Sensation. «Der Fund ist spektakulär, weil man nicht erwartet, dass man im 21. Jahrhundert noch eine mittelalterliche Burg findet.» Es könnte gar sein, dass damit die letzte bislang unbekannte Burg entdeckt worden ist.