Als sie erfuhr, dass der Basler Gesundheitsdirektor über Jahre hinweg Honorare falsch abgerechnet hatte, sei auch sie «überrascht» gewesen, sagt die Direktorin des «Basel Institute on Governance», Gretta Fenner Zinkernagel: «In einem solchen Amt sind sich die Träger heutzutage der Tatsache bewusst, dass sie genau beobachtet werden. Da überlegt man sich seine Handlungen schon genauer.»
Die Honoraraffären um Carlo Conti wie auch in der Baselbieter Regierung - und, wie die Diskussion auf nationaler Ebene zeigt, nun auch in weiteren Kantonen - sieht Fenner in einem grösseren Zusammenhang:
«Das ist eine Akkumulation von Fällen, die sich in den letzten Jahren auch in Volksinitiativen gespiegelt haben - in der Minder- oder 1:12-Initiative.»
«Frust über Exzesse»
In weiten Teilen der Bevölkerung herrsche «Frustration, dass es immer noch Exzesse gibt in der privaten Wirtschaft wie auch im öffentlichen Sektor, und dies obwohl wir wirtschaftlich gar nicht mehr so gut gestellt sind. Diese Akkumulation führt dazu, dass Fragen dieser Art heute viel aktiver thematisiert werden.»
Dass Carlo Conti die Konsequenzen gezogen hat und seinen Rücktritt per Sommer 2014 angekündigt hat, sei «der richtige Entscheid», so Fenner.
Nur: «Ich verstehe nicht ganz, warum erst im Sommer. Wenn man zurücktritt, dann kann man es ja gleich tun. Vielleicht gibt es ja einen besonderen Grund - der Rücktritt an sich ist sicher richtig.»