«Als ich mit der Jugendarbeit begonnen habe, fühlte ich mich teilweise, als würde ich mit Randständigen arbeiten. Manchmal habe ich mich als Kanalarbeiterin gefühlt», erzählt Waltraud Waibel. Die Haltung der Gesellschaft gegenüber der offenen Jugendarbeit habe sich aber mittlerweile stark verändert. Heute würde die Bevölkerung diese Arbeit mehr achten und akzeptieren.
Heute wird die Jugendarbeit mehr wertgeschätzt.
Dieses höhere Ansehen zeige sich zum Beispiel auch in der Geldbeschaffung. Früher war es sehr schwierig, den Kanton Basel-Stadt von Projekten in der Jugendarbeit zu überzeugen. Mittlerweile sei das einfacher geworden.
Beim Jugendtreff Dreirosen war Waltraud Waibel vor sechs Jahren für die Planung und den Aufbau verantwortlich.
Könnte Grossmutter der Jugendlichen sein
Viele Frauen und Männer, die in der Jugendarbeit arbeiten, sind eher jung. Waltraud Waibel hingegen hat bis zu ihrer Pensionierung mit Jugendlichen gearbeitet. Dass sie vom Alter her deren Grossmutter hätte sein können, hat sie nicht gestört. Im Gegenteil: «Manchmal war es sogar hilfreich, weit weg von den Jugendlichen zu sein», betont die ehemalige Lehrerin. Sie konnte dadurch den Jugendlichen einfacher Tipps geben, ohne sie zu belehren. Jüngeren Kolleginnen und Kollegen sei es manchmal schwieriger gefallen, sich von den Jugendlichen abzugrenzen.
Selbstvertrauen der Jugendlichen stärken
Waltraud Waibel wehrt sich gegen das vorherrschende Bild, dass die Jugendlichen immer schlimmer würden. Beim Blick auf ihre 25 Jahre Erfahrung als Jugendarbeiterin meint Waltraud Waibel: «Die Bedürfnisse der Jugendlichen haben sich nicht verändert, aber die Rahmenbedingungen sind heute anders.» So habe sich durch die technologische Entwicklung die Kommunikationskultur verändert. «Heute ist alles unverbindlich.» Das habe auch zur Folge, dass sich keine länger existierenden Cliquen mehr bilden. Das Ziel der Jugendarbeit ist es daher, das Selbstvertrauen der Einzelnen zu stärken, damit jeder seinen Weg gehen kann.