Zum Inhalt springen

Baselbieter Bildungsdirektorin «Ein normaler Unterricht wie vorher wird nicht möglich sein»

SRF: Die Schulen unterrichten im Baselbiet ab dem 11. Mai normale Klasse nach möglichst normalem Stundenplan. Gibt es einen Unterricht wie vorher?

Monica Gschwind: Nein, ein normaler Unterricht wie vor Corona wird nicht möglich sein. Unser oberstes Gebot ist es, Risikogruppen zu schützen. Nur schon um Lehrerinnen und Lehrer zu schützen, aber Schülerinnen und Schüler, ist es nicht möglich, einen normalen Unterricht durchzuführen. Es wird viel weniger Lehrpersonal an den Schulen sein. Selbstverständlich gelten auch ganz strenge Hygienevorschriften und ein Schutzkonzept.

Monica Gschwind

Baselbieter Bildungsdirektorin

Personen-Box aufklappen Personen-Box zuklappen

Monica Gschwind (FDP) ist seit 2015 Baselbieter Regierungsrätin. Sie ist Vorsteherin der Bildungs-, Kultur- und Sportdirektion. Vor kurzem geriet sie in die Schlagzeilen weil sie während der Corona-Krise Ferien im Südtirol machte. Deshalb musste sie nach ihrer Rückkehr zu Hause in Quarantäne.

Weshalb haben Sie sich gegen Halbklassen entschieden?

Ich persönlich hatte eine grosse Präferenz für Unterricht in Halbklassen. Deshalb haben wir dieses Modell sehr genau geprüft und zwar in allen Varianten: nur Primarschule, nur Sekundarschule oder beide. Wir stützten uns dann aber stark auf die Einschätzungen des Bundesamtes für Gesundheit ab, das ein Unterricht in ganzen Klassen möglich sei. Zudem sagt das Bundesamt auch, dass die Ansteckungs- und Übertragungsgefahr bei jüngeren Schülerinnen und Schülern klein sei, bei älteren steige diese zwar an, sei aber immer noch gering.

Weil die Zahl von Corona-Kranken im Baselbiet auch noch tief ist und in Halbklassen nicht so viel Stoff vermittelt werden kann, haben wir uns schliesslich gegen Halbklassen entschieden. Und wir müssen klar sehen: Wir müssen lernen mit dem Corona-Virus umzugehen. Wenn wir jetzt mit Halbklassen starten und die Zahl der Infizierten steigt wieder, wovon man ausgeht, dann kann man praktisch nicht mehr zum Vollklassen-Unterricht zurückkehren.

Man geht davon aus, dass Kinder nicht primär Treiber dieser Pandemie sind, aber sicher ist dies nicht. Bei den Abstandsregeln machen Sie keinen Unterschied zwischen jüngeren und älteren Kindern. Wieso keine strengeren Abstandsregeln für ältere Kinder?

Da stützen wir uns auf das Bundesamt für Gesundheit, welches sagt, die Ansteckungsgefahr bei älteren Kindern ist zwar etwas höher, aber immer noch sehr gering. Unser Schutzkonzept sieht vor, dass die Erwachsenen, also die Lehrerinnen und Lehrer die Abstände einhalten müssen - auch zu den Schülerinnen und Schülern. Aber das Bundesamt für Gesundheit hat darauf verzichtet, dass auch die Schüler untereinander diesen Abstand einhalten müssen.

Es müssen alle Kinder in die Schule, die gesund sind.
Autor: Monica Gschwind Baselbieter Bildungsdirektorin

Es gilt die Schulpflicht. Das heisst: Alle Kinder müssen wieder in die Schule?

Es müssen alle Kinder in die Schule, die gesund sind. Ausnahmen sind Kinder, die zur Risikogruppe zählen oder in einem Haushalt leben mit jemandem, der zur Risikogruppe gehört. Dort suchen wir nach individuellen Lösungen, vor allem wenn Mutter oder Vater zur Risikogruppe gehören.

Es gibt aber auch Eltern, die einfach Angst davor haben, dass sich ihr Kind anstecken könnte.

Es ist mir bewusst, dass es Ängste gibt, aber auch da gilt: Solche Eltern sollen das Gespräch mit der Schulleitung suchen. Wir haben eine Schulpflicht, die für alle gilt. Wir werden aber das Gespräch suchen und Überzeugungsarbeit leisten. Das Vertrauen muss wieder aufgebaut werden. Das ist allen bewusst.

Das ganze Gespräch mit Monica Gschwind, in welchem sie sich auch zu den Abschlussprüfungen äussert, gibt es im Audiofile.

Das Interview führte Simone Weber

Regionaljournal Basel, 12:03 Uhr / 17:30 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel