Joris Müller wirkt entspannt an diesem Samstagmorgen. Er trinkt einen Cappuccino und erzählt Anekdoten aus seinem Leben als Eishockey-Schiedsrichter. Nichts deutet darauf hin, dass er am selben Tag voller Adrenalin vor 5500 Zuschauern in Ambri ein Spiel der National League pfeift, dort auf dem Eis innert Sekundenbruchteilen Entscheidungen treffen muss und zum Ärgernis für die Ambri-Fans wird, wie der «Blick» im Spielbericht schreiben wird.
Seit über 20 Jahren arbitriert der Basler Eishockey-Spiele, seit dieser Saison auch regelmässig in der höchsten Spielklasse. Zuvor war er lange als Linienrichter in den Schweizer Stadien unterwegs.
Vom Büro ins Stadion
Unter der Woche arbeitet Müller bei einem Basler Versicherungsunternehmen. «Dieser Ausgleich ist für meine Leistung entscheidend. Während den Spielen habe ich keine Zeit, ans Arbeiten zu denken und beim Arbeiten habe ich keine Zeit, ans Eishockey zu denken», sagt Müller. Zwei bis drei Spiele leitet der 38-Jährige pro Woche. Dazu kommen Trainingslager und internationale Einsätze.
Druck und Adrenalin
Als Schiedsrichter steht er immer wieder im Mittelpunkt. Seine Entscheidungen können das Spiel, aber auch ganze Meisterschaften, beeinflussen «Das Ausbuhen durch die Fans gehört dazu», sagt Müller, «der Auftrag des Fans ist es, die Mannschaft mit allen möglichen Mitteln zu unterstützen. Und dazu gehört es, den Schiedsrichter unter Druck zu setzen!» Wer dies nicht aushalten könne, sei kein guter Schiedsrichter. Er geniesst den «speziellen Adrenalin-Kick», wenn er in ein Stadion einläuft.
Joris Müller fühlt sich sichtlich wohl in der Eishockey-Welt. Nach dem emotionalen Spiel in Ambri kommt er nach Mitternacht wieder nach Hause. Am Sonntag steht Erholung auf dem Programm. Und am Montagmorgen geht Joris Müller wieder ins Büro, um zu arbeiten.