Das Dorfbild von Salgesch verändert sich rasant: Grund sind zahlreiche neue Mehrfamilienhäuser am Dorfrand. Die Bautätigkeit hat derart zugenommen, dass die Gemeindeverwaltung ihr Personal aufstocken musste, um die vielen Gesuche zu bearbeiten.
Zwei Drittel der Baugesuche betreffen Mehrfamilienhäuser. Die Pläne sind weitreichend: Wohnraum für rund 400 Menschen ist in Planung oder bereits im Bau.
Winzer überbauen ihre Rebberge
In Salgesch reichen die Weinberge bis ins Dorf hinein. Aus diesem Grund befinden sich viele Reben in der Bauzone. Wie viel von diesem Boden Bauland bleibt, wenn das neue Raumplanungsgesetz einmal greift, wissen die Besitzer heute allerdings noch nicht.
Denn Salgesch gehört zu den Walliser Gemeinden, die wohl rückzonen müssen, um den neuen Anforderungen zu entsprechen. Diese treten ab Mai 2019 in Kraft.
Deshalb gibt es gleich mehrere Winzer, die Mehrfamilienhäuser in ihren Rebbergen bauen – solange das noch sicher möglich ist. So etwa die Besitzer der Kellerei Fernand Cina: Die Gebrüder Cina liessen zwei Mehrfamilienhäuser mit 10 Wohnungen erstellen.
Falls der Boden in Landwirtschaftsland zurückgezont wird, verliert er fast seinen ganzen Wert. Vor diesem Hintergrund haben viele Winzer aus dem Dorf den gleichen Weg gewählt wie die Cinas.
Neuzuzüger sprechen fast alle französisch
Bisher konnten beinahe alle Wohnungen vermietet oder verkauft werden, meist an Familien aus französischsprachigen Nachbardörfern. Aus einem solchen Dorf stammt auch die Familie Berclaz. Sie ist vor einigen Monaten nach Salgesch umgezogen.
Sie tat dies einzig aus sprachlichen Gründen: Der Familienvater hat erst im Teenageralter Deutsch gelernt und tat sich schwer mit der Sprache. Seinen Kindern will er das ersparen. Sie sollen von klein auf Deutsch lernen.
Dem Beispiel der Familie Berclaz sind viele gefolgt. Das bringt Primarschule und Kindergarten an die Kapazitätsgrenzen.
Der Platz wird immer enger: Für das nächste Schuljahr wurden bereits 25 Kinder für den Kindergarten angemeldet, das sind neun mehr als im laufenden Schuljahr, wie Schuldirektor Jan Zenhäusern weiss.
Die Schule steht vor grossen Herausforderungen, freut sich aber auch über «gelebten Kulturaustausch» zwischen Ober- und Unterwallisern. Wenn es nach den Gemeindebehörden geht, soll die Entwicklung im selben Stil weitergehen.
Deren Pläne sind ehrgeizig: Das Weindorf an der Sprachgrenze soll in den nächsten Jahren von 1550 auf 2000 Einwohner anwachsen.