Der Stadtluzerner Energieversorger «Energie Wasser Luzern» (EWL) will mit Wasser aus der Horwerbucht des Vierwaldstättersees heizen und kühlen – angeschlossen werden Gebäude in den Luzerner Vorortgemeinden Horw und Kriens. Am Donnerstag sind die ersten Bagger für die neue See-Energiezentrale aufgefahren.
Die Zentrale werde im Endausbau rund 6800 Haushalte mit Wärme und Kälte versorgen. Das entspreche einer Energiemenge von 55 Gigawattstunden im Jahr. Die Kosten für dieses Projekt belaufen sich auf rund 95 Millionen Franken. Nebst EWL investieren auch Private.
Laut EWL-Chef Stephan Marty dauert es 20 bis 30 Jahre, bis die Anlage amortisiert und den gewünschten Ertrag abwirft. Das werde auch abhängig sein von der Entwicklung der Energiepreise.
Ökologisch unbedenklich
Künftig wird eine Wasserpumpe das Seewasser in eine Energiezentrale befördern. Dort wird die Wärme durch einen Wärmetauscher an ein separates Energienetz übergeben. Das in den See zurückfliessende Wasser sei für das Ökosystem See unbedenklich, betont. Im Sommer wärme die Anlage, im Winter leiste sie das Gegenteil.
Alfred Wüest vom Eawag, dem Wasserforschungs-Institut der ETH, sagt: «Weil der See so gross ist, beträgt die Temperaturänderung an der Stelle, wo das Wasser zurückgegeben wird, wenige Hundertstel Grad. Selbst ein empfindliches Tier spürt dies nicht.»
Die gesamte Bevölkerung und das Gewerbe rund um den See könnte ohne Bedenken auf Wärmenutzung umsteigen.
Das Potenzial des Vierwaldstättersees sei enorm, so Wüest weiter: «Die gesamte Bevölkerung und das Gewerbe rund um den See könnte ohne Bedenken auf Seewärme-Nutzung umsteigen. Laut unseren Berechnungen würde sich die Wassertemperatur um weniger als ein halbes Grad verändern.»
Anfang April hatte die Luzerner Regierung der Seenergy Luzern AG, an der EWL und drei Privatleute beteiligt sind, eine Konzession zur Nutzung von Wasser aus dem Vierwaldstättersee erteilt. Nach dem Baustart am Donnerstag soll ab September 2020 die erste Wärmelieferung erfolgen.