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Behindertenpolitik St. Gallen Betroffene hätten sich konkretere Projekte gewünscht

Anfang Jahr hat der Kanton St. Gallen einen fast 150-seitigen Bericht zur Behindertenpolitik vorgestellt. Der Bericht zeigt, wo der Kanton Akzente setzt und wo er Handlungsbedarf sieht. Am Donnerstagnachmittag ist dieser Bericht an einer Tagung mit Fachpersonen und Menschen mit einer Behinderung diskutiert worden. Von den Direktobetroffenen gab es Lob – aber auch Kritik.

Massnahmen zu diffus

Nicht vollumfänglich zufrieden mit dem Bericht ist Beispielsweise Hansueli Salzmann. Er ist Geschäftsführer von Procap St. Gallen-Appenzell. Das ist ein Verband für Menschen mit einer Behinderung. Grundsätzlich stellt er der Behindertenpolitik des Kantons St. Gallen ein gutes Zeugnis aus. Und: Es sei gut, dass der Bericht gemacht worden sei. Man habe viel Zeit investiert, die Errungenschaften definiert und die Lücken aufgedeckt.

Aber die Massnahmen und Zielsetzungen, die man daraus abgeleitet hat, sind immer noch ziemlich diffus. Es fehlt das Fleisch am Knochen.
Autor: Hansueli Salzmann Geschäftsleiter Procap St. Gallen-Appenzell

«Aber die Massnahmen und Zielsetzungen, die man daraus abgeleitet hat, sind immer noch ziemlich diffus. Es fehlt das Fleisch am Knochen», sagt Hansueli Salzmann. Auch sei ihm immer noch nicht ganz klar, was die Stossrichtung der kantonalen Behindertenpolitik sei.

Ein selbstbestimmtes Leben fördern

Dazu sagt der zuständige Regierungsrat Martin Klöti: «Stossrichtung ist ein selbstbestimmtes Leben zu fördern. Den Leuten, die ein Handicap haben, zu zeigen, dass es Möglichkeiten gibt, ein vollkommen schönes Leben zu führen und einen Beitrag an die Gesellschaft zu leisten.»

An der Tagung präsentierte Klöti auch eine Neuigkeit. Die kantonale Webseite gibt es jetzt teilweise auch in leichter Sprache.«Damit haben wir die Barrierefreiheit umgesetzt. Der Zugang zu Wissen, der Zugang zu Aktionen, die man machen muss im Umgang mit dem Staat werden dadurch stark erleichtert», so der Vorsteher des Departements für Inneres.

Bericht soll kein Papiertiger werden

Christina Manser, Leiterin des Amtes für Soziales, zeigte den vom Kanton festgestellten Handlungsbedarf und die konkreten Massnahmen für die kommenden Jahre auf. Sie erläuterte, dass die skizzierten Massnahmen schrittweise umgesetzt würden. Dabei werde dem Einbezug von Menschen mit Behinderung weiterhin hohes Gewicht gegeben.

Die Verbände und Organisationen fordern, dass der Wirkungsbericht, der gute Massnahmen vorsieht, jetzt auch wirklich umgesetzt wird. Er soll kein Papiertiger werden, sondern die Situation von Menschen mit Behinderung im Kanton St.Gallen tatsächlich verbessern.

Neuer Förderkredit für Betroffene

Als Massnahme schafft der Kanton einen neuen Förderkredit für Betroffene. Menschen mit Behinderung sollen dadurch selber aktiv und in ihrer Teilhabe gestärkt werden. Mit jährlich 80´000 Franken werden Projekte von und für Menschen mit Behinderung finanziell unterstützt.

Der neue Förderkredit ist ab Mai verfügbar. Gesuche können beim Amt für Soziales eingereicht werden. Die entsprechenden Antragsprozesse sind dabei bewusst einfach gehalten. Betroffene sollen so leicht an finanzielle Mittel kommen.

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