Der Brauch, in der Luzerner Gemeinde Luthern eine Tanne durch das Dorf zu ziehen, geht auf längst verflossene Tage zurück. Allerdings ist der genaue Ursprung dieses Rituals nicht ganz klar. Nicht mal die Einheimischen wissen es mit Sicherheit.
Laut Volkskundlern könnte der Brauch als Fruchtbarkeitsritual gedeutet werden. Die plausibelste Erklärung ist, dass die Waldbesitzer ihren Knechten und Arbeitern eine Tanne zur Verfügung stellten, um diese dann zu verkaufen, sozusagen als Gratifikation.
Der Brauch gehört zwar seit jeher in das jährliche Dorfgeschehen von Luthern. Doch 1951 wurde der Umzug durch das Dorf durch einen tödlichen Unfall überschattet. Das Treiben fand dann ein jähes Ende und wurde jahrelang nicht mehr durchgeführt. Erst 1985 wurde er wieder durch die Schlauchmannschaft der Feuerwehr Luthern zum Leben erweckt.
Nach der Auflösung der Schlauchmannschaft wurde das Komitee nach und nach durch Fasnachtsenthusiasten ergänzt. Das Organisationskomitee besteht nun aus sieben Personen, die sich seit einigen Jahren «Schleipfgrende Luthern» nennen. An den Umzügen fahren die «Schleipfgrende» mit ihrem rauchenden Kaffeewagen auf, immer begleitet von den Kräuterfrauen und den Enzilochmannen.
In den letzten Jahren stieg die Besucherzahl der Tannenschleipfete kontinuierlich an. Der alte Brauch ist bis weit über die Gemeindegrenze hinaus ein Begriff. Jeweils 3000 bis 4000 Leute besuchen den Anlass.
Der farbenfrohe Fasnachtsumzug durchs Dorf dürfte nicht alleine der Grund für das grosse Interesse sein. Denn nach dem Umzug folgen jedesmal zwei Versteigerungen. Zuerst wird ein Ferkel versteigert – zum Aufwärmen quasi.
Nach der Versteigerung des Ferkels folgt schliesslich der Höhepunkt der Tannenschleipfete in Luthern: Die Versteigerung der stattlichen Tanne. Heuer gespendet von der einheimischen Kunz Sägewerk-Holzhandlung aus dem Ortsteil Hofstatt. Das diesjährige Modell war eine Rottanne, 22 Meter lang und zirka sieben Tonnen schwer.
Die Tanne wurde dieses Jahr für 3300 Franken ersteigert. Sie ging an die Schmidiger Betonelemente AG aus Willisau. Diese verarbeitet die Tanne zu Kanthölzern, die dann in der ganzen Schweiz für die Lagerung von Platten verwendet werden.