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Gemeinden der Schweiz veräussern ihre Lagerhäuser in den Bergen
Aus HeuteMorgen vom 18.08.2022.
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Berglagerhäuser in der Schweiz Viele Gemeinden im Mittelland verkaufen ihre Ferienheime

Um Ski- und Sommerlager für ihre Schulen zu ermöglichen, wurden ab den 60er-Jahren solche Heime erworben. Nun werden sie zunehmend veräussert. Das freut nicht alle.

Es sind für viele Menschen in der Schweiz prägende Erinnerungen an das erste Ski- oder Sommerlager in den Bergen. In den 60- und 70er-Jahren haben viele Gemeinden im Mittelland solche Ferienheime gekauft, um den Schulkindern derartige Erlebnisse zu ermöglichen.

Doch die Zeiten haben sich geändert. Immer mehr Gemeinden verkaufen ihre Ferienheime. Beispielsweise hat dies die Aargauer Gemeinde Wettingen an der Ortsbürgergemeindeversammlung vom Mittwoch so beschlossen. Das Ferienheim Ftan im Unterengadin ist seit 60 Jahren in ihrem Besitz.

Weniger genutzt und darum verkauft

Die Beziehung der Bewohnerinnen und Bewohner zu Ftan ist eng, weil viele mit ihr schöne Kindheitserinnerungen verbinden. Gemeindepräsident Roland Kuster war in seiner Jugend nie dort. Er sieht in diesem Ferienhaus vor allem ein Kostenproblem.

Kuster sagt: «Das Hauptproblem war, dass ein gewisser Nachholbedarf an Instandhaltung zu Buche geschlagen hat. Wenn das Haus keine Akzeptanz findet bei unserer Bevölkerung und eben zu wenig genutzt wird, kann diese Investition nicht getragen werden.»

Nicht alle vom Verkauf überzeugt

Die Belegungszahlen gingen in den letzten Jahren tatsächlich zurück. Bei den heutigen Lehrerinnen und Lehrern war das Haus nicht mehr sehr beliebt. Die Distanz bis ins Engadin sei zu gross und das Haus zu alt. Das sehen aber nicht alle so.

Kinder im Schnee
Legende: Der Verkauf des gemeindeeigenen Hauses sei doch ein grosser Verlust – besonders für die Kinder, sagt unter anderem Walter Bühlmann. Keystone / Juerg Mueller (3. Januar 2007)

Der Wettinger Walter Bühlmann meint: «Die Kinder kamen wegen des Hauses überhaupt das erste Mal mit der Bergwelt in Kontakt und gehen dann später im Leben wieder in die Region. Für den Tourismus ist es wichtig, dass man beispielsweise nicht nur in den Karsumpel nach Rust fährt, sondern eben in die Berge geht.»

Bedeutung von Karsumpel oder Karssumpu

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Aus dem bernischen Dialekt für Plunder oder bunter Haufen wertloser Ware.

Der 83-Jährige war selbst Lehrer und ist offensichtlich kein Fan von Freizeitparks und möchte also, dass die Kinder weiterhin in den Bündner Bergen wandern oder skifahren. Gemeindepräsident Kuster sieht es anders.

Vielen Gemeinden geht es ähnlich

Es sei mehr Vielfalt gefragt: «Heute gibt es wesentlich mehr Möglichkeiten. Man möchte nicht mehr eine Bindung an einen ganz bestimmten Ort. Ich glaube, heute ist die Welt offener geworden. Das zeigt sich auch in dieser Abstimmung.»

Denn die Hoffnungen der Anhänger des Ferienheims sind gescheitert. Die Wettinger Ortsbürgerinnen und -bürger haben entschieden, dem Verkauf des Hauses steht praktisch nichts mehr im Weg. Damit ist Wettingen kein Einzelfall.

Vielerorts wurden in den vergangenen Jahren grosse Ferienheime aus ähnlichen Gründen verkauft. Sei es mangels Nachfrage oder weil teure Sanierungen anstehen.

Was passiert mit den verkauften Häusern?

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Die Zürcher Gemeinde Zollikon hat ihr Ferienheim in der Lenzerheide bereits verkauft. Ein Investor will das Gebäude in ein Hotel umbauen. Und der «Ferienkolonieverein Oberwinterthur» hat kürzlich das Ferienheim in Davos an eine Firma verkauft, die das Haus weiterhin als Ferienkolonie betreiben will.

Die Häuser haben eines gemeinsam: Sie wurden in den 60er und 70er Jahren übernommen oder gebaut und befinden sich an guten Lagen – oft an Orten, an denen man heutzutage gar nicht mehr bauen darf. Deswegen sind sie trotz hoher Investitionen sehr attraktiv.

Video
Aus dem Archiv: Verliebt im Skilager (1998)
Aus Archivperlen vom 01.02.2022.
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HeuteMorgen, 18.08.2022, 06:00 Uhr

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