Blatten im Lötschental war für viele Schulklassen aus der ganzen Schweiz ein beliebtes Ausflugsziel. Eine Schule aus Köniz BE pflegte mit Blatten VS eine besondere Beziehung: seit 1983, mit Ausnahme der Corona-Jahre, reiste jedes Jahr eine Klasse für einen freiwilligen Arbeitseinsatz ins Lötschental.
Die Jugendlichen des berufsvorbereitenden Schuljahres (früher: Werkjahr) an der Berufs-, Fach- und Fortbildungsschule Bern (BFF) halfen den Gemeindemitarbeitern, das Bergdorf in Schuss zu halten. Sie mähten Gras, erstellten Holzbänke für den Tourismus oder sanierten Holzbrücken. «Es waren vor allem Schreinerarbeiten», sagt Lehrer Juan Lopez, der die Jugendlichen in den letzten Jahren nach Blatten begleitete.
Die Arbeitswoche im Lötschental habe es den Jugendlichen ermöglicht, in handwerkliche Berufe reinzuschnuppern – und habe zudem den Zusammenhalt gefördert.
Der Hotelier hat mir erzählt, dass in dieser Zeit sogar Liebschaften entstanden sind.
In den Anfängen dauerten die Arbeitseinsätze jeweils zwei Wochen. «An den Wochenenden ging man dann ins Brigerbad zur Erholung», erzählt Lopez. Die Schulklasse übernachtete jeweils im Hotel Edelweiss der Familie Kalbermatten. Der Hotelier habe ihm erzählt, dass in dieser Zeit sogar Liebschaften entstanden seien, so Lopez.
Schulklasse aus Köniz: Seit Jahren im Einsatz in Blatten
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Bild 1 von 4. Seit 1983 reisten Jugendliche aus Köniz nach Blatten. Hier eine Aufnahme aus dem Jahr 2004. Bildquelle: ZVG/BFF.
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Bild 2 von 4. Auch damals wurden die Holzzäune in Stand gesetzt. Bildquelle: ZVG/BFF.
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Bild 3 von 4. Beim Arbeitseinsatz in Blatten konnten die Jugendlichen ihre handwerklichen Fähigkeiten ins Spiel bringen. Bildquelle: ZVG/BFF.
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Bild 4 von 4. Auch in den letzten Jahren halfen die Jugendlichen mit, die Holzzäune in Blatten in Stand zu halten. Bildquelle: ZVG/Juan Lopez.
Juan Lopez war im August 2024 zuletzt mit seiner Schulklasse in Blatten. Die Bilder des zerstörten Dorfes gehen ihm und seiner Schulklasse nahe. «Als ich der Klasse das Video des Bergsturzes gezeigt habe, waren alle sehr betroffen.» Auch ehemalige Schüler hätten sich bei ihm gemeldet.
Nicht nur das Dorf Blatten ist zerstört; auch die Spuren der Schulklassen aus Köniz sind für immer weg. Er habe seinen Schülerinnen und Schülern immer gesagt, vielleicht seien sie in zehn Jahren wieder im Lötschental und könnten an ihren Werken vorbeiwandern. «Diese Werke sind nun nicht mehr da», sagt Lehrer Juan Lopez.
Hilfe angeboten
Auch im nächsten August hätte Lehrer Lopez wieder einen Arbeitseinsatz im Lötschental geplant gehabt. Und jetzt? «Wir haben angeboten, bei den Aufräumarbeiten zu helfen», so Lopez.
Es könnte also sein, dass die Verbindungen zwischen den Jugendlichen aus Köniz und dem Lötschental weiterhin bestehen, trotz oder vielleicht gerade wegen des gewaltigen Gletscherabbruchs.