Zum Inhalt springen

Bergsturz im Lötschental Wie eine Berner Schule 40 Jahre der Gemeinde Blatten half

Jahrzehntelang halfen Schulklassen aus Köniz BE, das Bergdorf im Wallis instand zu halten. Die Spuren ihrer Arbeit sind nun weg.

Blatten im Lötschental war für viele Schulklassen aus der ganzen Schweiz ein beliebtes Ausflugsziel. Eine Schule aus Köniz BE pflegte mit Blatten VS eine besondere Beziehung: seit 1983, mit Ausnahme der Corona-Jahre, reiste jedes Jahr eine Klasse für einen freiwilligen Arbeitseinsatz ins Lötschental.

Menschen bauen Plattform in Berglandschaft.
Legende: Die Schülerinnen und Schüler aus Köniz halfen vor allem bei Schreinerarbeiten mit. ZVG/Juan Lopez

Die Jugendlichen des berufsvorbereitenden Schuljahres (früher: Werkjahr) an der Berufs-, Fach- und Fortbildungsschule Bern (BFF) halfen den Gemeindemitarbeitern, das Bergdorf in Schuss zu halten. Sie mähten Gras, erstellten Holzbänke für den Tourismus oder sanierten Holzbrücken. «Es waren vor allem Schreinerarbeiten», sagt Lehrer Juan Lopez, der die Jugendlichen in den letzten Jahren nach Blatten begleitete.

Gruppe von Menschen auf einer Holzbrücke vor einer Berglandschaft.
Legende: Die stolze Schulklasse auf der fertigen Holzbrücke. ZVG/Juan Lopez

Die Arbeitswoche im Lötschental habe es den Jugendlichen ermöglicht, in handwerkliche Berufe reinzuschnuppern – und habe zudem den Zusammenhalt gefördert.

Der Hotelier hat mir erzählt, dass in dieser Zeit sogar Liebschaften entstanden sind.
Autor: Juan Lopez Lehrer aus Köniz

In den Anfängen dauerten die Arbeitseinsätze jeweils zwei Wochen. «An den Wochenenden ging man dann ins Brigerbad zur Erholung», erzählt Lopez. Die Schulklasse übernachtete jeweils im Hotel Edelweiss der Familie Kalbermatten. Der Hotelier habe ihm erzählt, dass in dieser Zeit sogar Liebschaften entstanden seien, so Lopez.

Schulklasse aus Köniz: Seit Jahren im Einsatz in Blatten

Juan Lopez war im August 2024 zuletzt mit seiner Schulklasse in Blatten. Die Bilder des zerstörten Dorfes gehen ihm und seiner Schulklasse nahe. «Als ich der Klasse das Video des Bergsturzes gezeigt habe, waren alle sehr betroffen.» Auch ehemalige Schüler hätten sich bei ihm gemeldet.

Hözbänke an Wanderweg
Legende: Diese Holzbänke und die Holzbrücke liegen nun wohl unter der gewaltigen Geröllmasse begraben. ZVG/Christoph Stähli

Nicht nur das Dorf Blatten ist zerstört; auch die Spuren der Schulklassen aus Köniz sind für immer weg. Er habe seinen Schülerinnen und Schülern immer gesagt, vielleicht seien sie in zehn Jahren wieder im Lötschental und könnten an ihren Werken vorbeiwandern. «Diese Werke sind nun nicht mehr da», sagt Lehrer Juan Lopez.

Hilfe angeboten

Auch im nächsten August hätte Lehrer Lopez wieder einen Arbeitseinsatz im Lötschental geplant gehabt. Und jetzt? «Wir haben angeboten, bei den Aufräumarbeiten zu helfen», so Lopez.

Es könnte also sein, dass die Verbindungen zwischen den Jugendlichen aus Köniz und dem Lötschental weiterhin bestehen, trotz oder vielleicht gerade wegen des gewaltigen Gletscherabbruchs.

Was Köniz BE mit Blatten VS verbindet

Box aufklappen Box zuklappen

Die Berner Agglomerationsgemeinde Köniz ist seit 1965 Partnergemeinde von Blatten im Lötschental. In dieser Zeit habe es einen regelmässigen Austausch gegeben, sagt Tanja Bauer, die Gemeindepräsidentin von Köniz auf Anfrage von Radio SRF. «Gerade im letzten November war der Gemeinderat von Köniz für eine Klausur in Blatten.» Auch nach Unwettern oder Lawinenniedergängen hat der Zivildienst von Köniz Einsätze in Blatten geleistet.

Aktuell unterstützt Köniz seine Partnergemeinde mit einer Spende von 200'000 Franken, wie die Gemeinde mitteilt. Zudem hat der Gemeinderat die Zivilschutzorganisation Köniz beauftragt, sich für einen Einsatz im Lötschental bereitzuhalten.

Regional Diagonal, 7.6.2025, 12:03 Uhr ;gygm;liea

Meistgelesene Artikel