Zwei Wochen vor der Eröffnung der umstrittenen Asylunterkunft Schafhausen im Emmental haben der Gemeinderat von Hasle bei Burgdorf, die kantonalen Migrations-Behörden und die Heilsarmee an einem Informationsabend versucht, die Bedenken der Einwohner zu zerstreuen. Im leerstehenden Schulhaus von Schafhausen sollen schon Ende Oktober bekanntlich 150 Asylsuchende einziehen.
Die Bewohner fühlen sich von den Behörden verschaukelt, wie am Infoanlass in Hasle deutlich wurde. Sie seien vor vollendete Tatsachen gestellt worden. «Wir wollen, dass man uns ernst nimmt und uns nicht wie <Tuble> behandelt», rief ein Bürger vor gut 300 Personen aus. Das Votum brachte die Stimmung in der Halle
offenkundig auf den Punkt. Die Gemeinde verhandelte seit August mit dem Kanton über das Schulhaus, wollte aber erst nach den Herbstferien informieren.
Hasle
Eine Indiskretion brachte die behördliche Planung allerdings durcheinander und die Gemeinde in Zugzwang. Der Gemeinderat musste sich denn auch heftige Kritik anhören.
«150 sind zu viel»
Fremdenfeindliche Voten, wie sie in den Sozialen Medien geäussert worden waren, gab es nicht. Man sei nicht grundsätzlich gegen die Aufnahme von Asylsuchenden, beteuerten mehrere Votanten, «aber 150 sind zu viel, das verdoppelt die Bevölkerung des Dorfes und macht einfach Angst», sagte ein Bürger in der Mehrzweckhalle Preisegg. «Über 50 Plätze könnte man reden.»
Iris Rivas vom kantonalen Migrationsdienst sagte dazu, es habe im alten Schulhaus maximal Platz für 150 Asylsuchende. Sollte man erkennen, dass dies zu viele seien, werde man die Zahl anpassen.
Man werde alles daran setzen, einen geregelten Betrieb sicherzustellen, versprach auch Regierungsstatthalter Markus Grossenbacher, der den Anlass als regionale Respektsperson moderierte. Jede Woche werde ein Runder Tisch stattfinden, an dem sich alle Beteiligten austauschen könnten. Schon jetzt gebe es eine Hotline für jedermann.
Betreuung rund um die Uhr
«Die Asylsuchenden werden rund um die Uhr betreut», beteuerte Philipp Steiner von der Heilsarmee-Flüchtlingshilfe. Die Heilsarmee sei sehr froh über das Schulhaus, sagte Steiner. Die Einwohner von Schafhausen seien eingeladen, mit den Menschen im Heim Kontakt aufzunehmen und sie zu unterstützen.
Ein Bürger nahm den Faden auf. Das Wichtigste sei, dass die Leute eine Tagesstruktur hätten. Er werde sich mit Gewerbetreibenden und Bauern dafür einsetzen, dass man den Asylsuchenden Arbeiten zuweisen könne. Auch dieser Votant erhielt Applaus aus dem Saal.
Zwei unterschiedliche Welten prallten aufeinander
Es zeigte sich am Informationsabend allerdings auch, dass die Bevölkerung und die routinierten Asylprofis vom Kanton und von der Heilsarmee oftmals nicht auf gleicher Wellenlänge miteinander reden. Die Mehrheit der Anwesenden hörte wohl die Botschaft, aber glaubte sie nicht. Die Reaktion vieler Bürgerinnen und Bürger war nach der Versammlung denn auch ernüchtet. «Soll mir doch keiner erzählen, dass das Haus nicht sofort völlig belegt wird, wenn wir den ganzen Abend hören, wie schwierig die Situation ist,» grollte ein Einheimischer.