Wer früher in Bern vom Loryplatz her durch die Schwarztorstrasse gefahren ist, hat sich an einem städtischen Unort gewähnt. Zwischen grauen Wohnblöcken befand sich dort der Werkhof der Stadt Bern, eine lärmige Wüste aus Beton und Asphalt, ohne Farbe und Form.
Umso erstaunlicher, wie der Ort heute wirkt. Ein langes Gebäude steht nun dort, 95 Wohnungen mit einer warmen Fassade aus Tonsteinen, die der Schwarztorstrasse ein völlig neues Gesicht gibt. Hinter der Wohnüberbauung ist ein Park mit Bäumen, Sträuchern und einem Spielplatz. Er verschafft den umliegenden Wohnblöcken eine grünere, wohnlichere Umgebung.
Eine Herzensangelegenheit
Für den Bauherrn Hansmartin Merz, Inhaber der Immobilienfirma Emil Merz AG, war die Überbauung an der Schwarztorstrasse 102 bis 110 eine Herzensangelegenheit. «Wohnen in der Stadt ist wichtig um Pendlerströme zu vermeiden. Wir wollten dicht bauen und gleichzeitig eine gewisse Grosszügigkeit wahren.»
Gleichzeitig ist der Bau ein Stück Familiengeschichte für Hansmartin Merz. Sein Grossvater Emil hat in den 1930er Jahren die Wohnüberbauung an der Effingerstrasse 91 bis 111 gebaut. Das neue Gebäude an der Schwarztorstasse rückt diese alte Überbauung ins richtige Licht. «Uns war diese Innenzone zum Haus meines Grossvaters sehr wichtig, hier kann etwas Neues entstehen», sagt Hansmartin Merz.
Verdichtung und Wohnqualität
Nicht nur Hansmartin Merz hat Freude an seinem neuen Gebäude, auch die Fachwelt würdigt es. Die Architekturzeitschrift Hochparterre hat es Anfang Dezember mit ihrem höchsten Architekturpreis, dem «Goldenen Hasen», ausgezeichnet. Das Gebäude und seine Fassade mache «aus einer Einfallstrasse nach Bern einen Stadtraum». Es sei ein Haus, bei dem städtische Verdichtung mit Wohnqualität einhergehe.