So richtig zufrieden ist niemand mit der Lösung, dass der Kanton zusätzliche Jagdtage erlauben will, um mehr Rehe zu schiessen. Katrin Bieri zum Beispiel bekundet Mühe damit. Sie ist Jagdexpertin bei der Naturschutzorganisation Pro Natura und sass in der Expertenkommission zur Jagdverordnung. Zur jetzigen Lösung sagt sie: «Wir sind grundsätzlich für kurze und effiziente Jagdzeiten. Mehr Jagdtage bedeutet auch weniger Schutztage. Das ist keine optimale Lösung.»
Der Kanton hat in der neuen Jagdverordnung die Möglichkeit vorgesehen, nebst den klassischen Jagdtagen Montag, Mittwoch und Samstag neu auch den Donnerstag für die Jagd zuzulassen. Allerdings nur, wenn in einer Region die Wildschäden zu gross werden. Dann sollen die zusätzlichen Jagdtage helfen, den Rehbestand zu reduzieren.
Wir werden sehen, was die zusätzlichen Tage bringen.
Beim Bauernverband, der viele Waldbesitzer vertritt, begrüsst man alles, was den Rehbestand reduziert. Ob gerade diese einzelnen Zusatztage viel bringen, da ist sich Geschäftsführer Andreas Wyss nicht sicher: «Wir werden sehen, was es bringt.» Ihm wäre lieber gewesen, wenn die Jagdsaison grundsätzlich verlängert worden wäre, also über die Zeit von Anfang Oktober bis Mitte November hinaus. «Viele junge Bäume werden abgefressen, der Wald kann sich in vielen Regionen zu wenig regenerieren», sagt Wyss.
Nicht nur die Anzahl zählt
Für Katrin Bieri von Pro Natura ist der Bestand an Rehen aber nur eine Frage. Man müsse auch schauen, wie sich die Rehe verteilten in den Wäldern, ob, und wenn ja, warum sich die Tiere in einzelnen Regionen konzentrierten. Auch das Nahrungsangebot müssen man anschauen. «Das braucht aber Diskussionen und Zeit», so Bieri.
Dass niemand so richtig zufrieden ist mit der jetzigen Lösung, hat auch der Kanton festgestellt. Darum will man in einigen Jahren auswerten, ob die zusätzlichen Jagdtage überhaupt etwas gebracht haben.