Die Notfallplanung bei AKW-Unfällen ist nach wie vor ungenügend. Zu diesem Schluss kommt der Berner Regierungsrat nach der Lektüre eines Berichts der Atom-Aufsicht ENSI. Mit Befremden stelle der Regierungsrat fest, dass die Referenzszenarien für die Notfallplanung noch immer nicht abschliessend definiert seien. Ausserdem lägen vom Bund nach wie vor keine konkreten Vorgaben vor zur Evakuierung mindestens der Zone 1 - der engsten Zone um Atomkraftwerke.
In seiner Vernehmlassungsantwort ans ENSI verlangt der Regierungsrat dazu erneut, dass der Bund zusammen mit den AKW-Betreibern ein Konzept über die Trinkwasserversorgung in Störfällen mit schwerer Verstrahlungslage erarbeitet. Die Konzeptarbeiten seien «an die Hand zu nehmen, beziehungsweise zu beschleunigen».
«Der Bund hat zwar viele Studien, Simulationen und Berichte durchgeführt und erarbeitet, er hat es jedoch versäumt, den Kantonen klare Vorgaben zu machen», sagt Andreas Gäumann vom bernischen Amt für Bevölkerungsschutz. Solange man nicht wisse, was der Bund wolle, sei es schwierig, die Notfallplanung abzustimmen.
Der Kanton Bern hat allerdings nicht auf die Vorgaben des Bundes gewartet und die Pläne für den Fall eines Reaktorunfalls im AKW Mühleberg weitergetrieben. Man wisse bereits sehr gut, wie die sogenannte Zone 1 rund um das AKW Mühleberg evakuiert werden könne. Diese Zone misst 2 bis 3,5 Kilometer. Laut Gäumann sind Teile von sechs Gemeinden betroffen. Rund 3000 Menschen leben in diesem Perimeter und könnten - so die Pläne - vorsorglich evakuiert werden.
Kaum realistisch
Die Agglomeration Bern liegt nur 14 Kilomter vom AKW Mühleberg entfernt und liegt nicht in dieser ersten Zone. Hier präsentiert sich bei einem Störungsfall die Lage etwas schwieriger. Gäumann: «Es wird kaum möglich sein, innerhalb von wenigen Stunden 150'000 bis 300'000 Personen zu evakuieren.» Da müsse man sich nichts vormachen: «Das ist einfach nicht realistisch.»