Bauernland ist unter Druck. Jedes Jahr gehen im Kanton Bern etwa vier Quadratkilometer produktive Landwirtschaftsfläche endgültig verloren. Dies entspricht in sieben Jahren der Fläche des Brienzersees. Bautätigkeit, Siedlungsentwicklung, Verkehr, Freizeitaktivitäten, aber auch die Verbuschung und die Ausdehnung der Wälder und Renaturierungsprojekte gehen Tag für Tag zulasten der Äcker und Matten.
Dem will die bernische Bauernorganisation Lobag nun den Riegel schieben, mit einer kantonalen Volksinitiative. Sie soll den Bauernboden in der bernischen Verfassung so wirksam schützen wie die eidgenössische Gesetzgebung den Wald. Im Kanton Bern werden zurzeit etwa 93'000 Hektaren landwirtschaftlich bewirtschaftet. Damit kann der Kanton Bern gut die Hälfte seiner Bevölkerung mit Lebensmitteln versorgen.
Im Kanton Bern fehlen gegen 6'000 Hektaren Fruchtfolgeflächen
Lobag-Präsident Hans Jörg Rüegsegger stellt fest, dass dem Kanton Bern 5'000 bis 6'000 Hektaren Fruchtfolgeflächen fehlen, die vom Bund eigentlich vorgeschrieben seien. «Die bernische Gesetzgebung und die Instrumente genügen nicht, um den Schutz des Bauernlandes wirklich zu garantieren.»
Die Berner Bauern sind sich allerdings bewusst, dass diese Initiative eine Kehrseite hat. Noch mehr Schutz guter Ackerböden heisst noch höhere Hürden bei der Entwicklung der Gemeinden und ihrer Ortsplanungen. «Wir wollen kein radikales Entwicklungsverbot. Aber oft sind die Bauzonen am falschen Ort. Und mit verdichtetem Bauen ist auch auf dem Land ein sparsamerer Umgang mit dem Boden möglich», kontert der bernische Bauernpräsident Hans Jörg Rüegsegger.
Berner Regierung mit Stossrichtung durchaus einverstanden
Für den bernischen Volkswirtschaftsdirektor Andreas Rickenbacher ist die Absicht der Bauern nachvollziehbar. «Ich spüre seit längerem, dass die Bauern mit dem Landverschleiss und dem Druck auf den Boden Mühe bekommen. Dass da eine Reaktion kommt, ist verständlich».
Dass das Volksbegehren der Lobag Wasser auf die regierungsrätliche Mühle ist, die wirtschaftliche und räumliche Entwicklung zu konzentrieren, stört Andreas Rickenbacher logischerweise nicht: «Alles, was dazu führt, dass verdichteter gebaut wird, ist ein Schritt in die richtige Richtung».