Wer auf der Internetseite des Berner Energieunternehmens EWB nach dem neusten Internetabonnement sucht, muss sich durch ein Menü der besonderen Art klicken. Zuerst hat man die Auswahl zwischen «Privatchundä» und «Gschäftschundä», dann folgt das Untermenü «I wot vougas Internet», das einem die Wahl lässt zwischen einem Internetabo namens «Gschwing» oder einem anderen mit Namen «Vougas».
Wir sind von Bern, für Bern, wir halten die Hauptstadt am Laufen. Deshalb leben wir diesen Berner Charme auch aus.
Den Internetabos einen berndeutschen Namen zu geben, das sei eigentlich der Anfang gewesen, sagt EWB-Mediensprecherin Alexandra Jäggi. Danach hätten sie sich entschieden, die Homepage auch auf Berndeutsch zu verfassen. «Wir sind von Bern, für Bern, wir halten die Hauptstadt am Laufen. Deshalb leben wir diesen Berner Charme auch aus», so Jäggi.
Kaum negative Reaktionen
Die Kundinnen und Kunden hätten bisher überwiegend positiv reagiert. «Es gab einzelne Rückmeldungen von Personen, welche die Homepage auf Berndeutsch nicht verstanden hätten», sagt Jäggi. Aber diese Personen hätten möglicherweise den Umschaltknopf nicht gefunden. Denn nach wie vor ist es möglich, vom Berndeutschen ins Hochdeutsche zu wechseln.
Zudem ist EWB auch nicht ganz konsequent: Nur die beiden ersten Ebenen der Homepage sind auf Dialekt, der Rest auf Hochdeutsch. Denn gerade wenn es um kompliziertere Dinge wie Formulare und Anträge ginge, seien dem Berndeutschen Grenzen gesetzt, so Jäggi.
Mehr als bloss ein PR-Gag?
Steckt hinter der Idee des Berner Energieunternehmens mehr als bloss ein Werbegag? Für SRF-Sprachexperte Markus Gasser ist klar: «Eine Firma will damit Publizität erreichen. Aber auch Nähe und Vertrautheit schaffen zu seinen Kundinnen und Kunden.»
Aus der Sicht von Gasser ist die Berndeutsch-Homepage von EWB aber nur bedingt gelungen. «Die Texte auf der Homepage sind eigentlich keine Mundarttexte. Genaugenommen sind es Texte, die vom Hochdeutschen ins Berndeutsche übersetzt wurden.» Und die seien schwer verständlich.
Ein Mundart-Satz ohne Verb – da kräuseln sich mir die Zehennägel.
So sei etwa der Satz «Mit E-Bikes, Ärdgas/Biogas aus Tribschtoff u E-Car-Sharing setze mir üs gmeinsam für d Umwäut u Nachhautigkeit i» eindeutig ein schriftlicher Satz, den man auf Mundart so niemals formulieren würde. Ein weiteres Merkmal der Schriftsprache seien auch Sätze, die ohne Verben auskommen. Auch von denen gebe es auf der EWB-Seite einige – «da kräuseln sich mir die Zehennägel», so Gasser.
Das Fazit des Sprachexperten ist also eher ernüchternd: «Bei aller Sympathie für den Dialekt – die Berndeutsch-Homepage ist ein bisschen ein Bschiss.»
(Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 17:30 Uhr)