Die Dunkelziffer ist allerdings gross, wie die kantonale Polizei- und Militärdirektion am Montag mitteilte. «Wir gehen davon aus, dass nur etwa jeder fünfte Fall von häuslicher Gewalt überhaupt gemeldet wird», sagt Judith Hanhart, die Leiterin der Berner Interventionsstelle gegen häusliche Gewalt.
Die Strategie des Kantons Bern zielt laut Communiqué darauf ab, Gewalt zu stoppen, Opfer zu schützen und Gewalttäter zur Verantwortung zu ziehen. Auf diese Weise soll insbesondere der hohe Anteil von Wiederholungsfällen reduziert werden.
Wenn der Statthalter anruft
Seit Anfang dieses Jahres kennen deshalb alle bernischen Regierungsstatthalterämter die sogenannte Täteransprache. Eine bis zwei Wochen nach der polizeilichen Intervention nimmt das Regierungsstatthalteramt Kontakt mit der Person auf, von der die Gewalt ausging.
Zusammen mit dem Betroffenen wird erörtert, wie es zur Gewalt gekommen ist und wie solche Vorfälle künftig vermieden werden können. «Weitaus die meisten Täter schätzen dieses Gespräch, weil nicht nur die Opfer, sondern auch sie selber angehört werden», sagt der Berner Regierungsstatthalter Christoph Lerch.
Die Kantonspolizei musste letztes Jahr insgesamt 1065 Mal intervenieren. In 300 Fällen erfolgte keine strafrechtliche Anzeige. Die anderen 765 Fälle führten zu insgesamt 1285 Anzeigen, da ein Fall teilweise mehrere Delikte umfasste.