Viele Leute können sich vorstellen, dass künftig vermehrt die Nutzer die Kosten für Schiene und Strasse decken und weniger der Staat. Das zeigte der diesjährige Verkehrstag der bernischen Bau-, Verkehrs- und Energiedirektion (BVE) zum Thema «Mobility Pricing».
Seit dem Jahr 2008 habe sich die Dauer der Staus in der Schweiz pro Jahr auf 20 Millionen Stunden verdoppelt, sagte Josef A. Czako, Berater und Vorsitzender einer Kommission im Internationalen Strassenverkehrsverband IRF, an der Tagung am Freitag in Bern. Die volkswirtschaftlichen Kosten dafür lägen bei zwei Milliarden Franken. Insgesamt sechs Referenten äusserten sich zu Kostenwahrheit bei der Finanzierung des Verkehrs. Keiner der Referenten äusserte sich grundsätzlich gegen Mobility Pricing.
Professor Gunter Stephan von der Universität Bern stellte die Frage nach der Sozialverträglichkeit von Mobility Pricing. Ihm zufolge kann Kostenwahrheit sozialverträglich gestaltet werden, wenn die geeigneten Kompensationsmechanismen geschaffen werden. Stephan sähe grosse Vorteile, wenn Verkehrsteilnehmer stärker belastet und die Steuerzahler im gleichen Umfang entlastet würden. Denn eines sei klar: die Mobilität sei heute zu billig. Er sprach von einer «dreifachen Dividende» in Form von reduzierter Mobilität, weniger Umweltbelastung und mehr Ressourcen für Investitionen.
Für Ueli Stückelberger, den Direktor des Verbands für öffentlichen Verkehr, darf durch Mobility Pricing auf keinen Fall eine Schere zwischen den Preisen für den öffentlichen und den motorisierten Privatverkehr aufgehen. Ausserdem dürfe man sicher nicht die Abonnemente im öffentlichen Verkehr abschaffen.
Für Egger ist es Zeit zu handeln
BVE-Direktorin Barbara Egger-Jenzer sagte in ihrem Schlusswort, in ihrer Zeit als Regierungsrätin werde sie Mobility Pricing nicht mehr erleben. Es sei aber wichtig, weiterhin über dieses Thema zu diskutieren respektive nun an die Umsetzung zu gehen. Dafür sei es an der Zeit.