Zurzeit hat die bernische Denkmalpflege gegen 40'000 Gebäude inventarisiert. Das sind knapp 10 Prozent des bernischen Gebäudebestandes. 14'000 davon sind schützenswerte Bauten oder Baugruppen wie Bauernhaus-Weiler, Ortszentren oder historische Altstadt-Ensembles. Dazu kommen rund 25'000 Häuser, die erhaltenswert sind, darunter sehr viele Wohn- und Bauernhäuser.
Es ist zu machen. Aber es hinterlässt Spuren in den Gemeinden.
Jetzt muss die bernische Denkmalpflege bis in fünf Jahren rund 11'000 Objekte aus ihren Verzeichnissen streichen. Denn der Grosse Rat hat im Januar 2015 beschlossen, dass nicht mehr 10 Prozent, sondern nur noch 7 Prozent der Gebäude schützens- oder erhaltenswert sein sollen. Das ist happig, auch wenn die Denkmalpflege zugesteht, dass sie zurzeit zu viele Objekte inventarisiert hat.
Dort streichen, wo es überhaupt möglich ist
Regierungsrat Bernhard Pulver und sein kantonaler Denkmalpfleger Michael Gerber haben wohl recht mit der Einschätzung, dass niemand das Schloss Burgdorf oder die Altstadt von La Neuveville abreissen will. Bei solchen denkmalgeschützten Einzel-Objekten und Ensembles sieht der Kanton praktisch keinen Spielraum.
Das wiederum heisst aber, dass es bei den erhaltenswerten Gebäuden und Strassenzügen breite Abstriche gibt. «Es ist machbar», bestätigt Bernhard Pulver, «aber dieser Abbau wird noch zu reden geben. Nicht alle sind glücklich darüber.»
Denkmalpflege
Ein Pilotversuch in Lyss zeigt denn auch sehr konkret, was die Abspecküberung in der bernischen Denkmalpflege bedeutet: Ganze Strassenzüge und Quartiere verlieren ihre Erhaltenswürdigkeit. Bei Abbruch und Umnutzung hat die bernische Denkmalpflege nichts mehr zu sagen.
Nun beginnen die Denkmalpfleger, wöchtentlich 150 Objekte zu überprüfen. Es beginnt mit den Baugruppen im Berner Jura, dann geht es hinter den grossen Bestand an Wohn- und Bauernhäuser. Dafür braucht der Kanton vier zusätzliche, befristete Stellen und pro Jahr rund eine halbe Million Franken.