In einer am Montag veröffentlichten Antwort auf einen parlamentarischen Vorstoss schreibt die Kantonsregierung, das Kantonsarztamt habe den ärztlichen Bezirksverein Biel-Seeland aufgefordert, den Psychiatrischen Notfalldienst zu organisieren. «Andernfalls wird das Kantonsarztamt (. . .) die Notfalldienste organisieren. Dazu werden die ansässigen Ärztinnen und Ärzte verpflichtet, zur Sicherstellung der Versorgung Dienste zu leisten.»
«Schwierig» für Betroffene
Der parlamentarische Vorstoss stammt vom Berner Grossrat Hasim Sancar und von der Bieler Grossrätin Daphné Rüfenacht (beide Grüne). Sie schreiben in ihrer Interpellation, in Biel fehle ein Notfalldienst für Psychiatrie ab 17.30 Uhr und an Wochenenden.
Um Notfälle ausserhalb der Bürozeiten müssten sich deshalb die Universitären Psychiatrischen Dienste (UPD) Bern, die psychiatrische Klinik Bellelay im Berner Jura oder das Spitalzentrum Biel kümmern. Das sei für Menschen mit psychiatrischen Beeinträchtigungen in einer Krisensituation «äusserst schwierig».
Zudem könne das fehlende Angebot in Biel zu unnötigen stationären Einweisungen führen. Es brauche für Biel und das Seeland ein niederschwelliges Angebot rund um die Uhr.
Zusatzbelastung für Ärzte
Ärzte mit einer Berufsausübungsbewilligung müssen sich laut dem Berner Regierungsrat grundsätzlich am allgemeinen ärztlichen Notfalldienst beteiligen - ausser sie werden davon dispensiert. In Biel sind die Psychiater von diesem Notfalldienst befreit worden und bezahlen eine Ersatzabgabe.
Weil sie in der Region Biel nicht nur vom allgemeinen ärztlichen Nofalldienst befreit worden sind, sondern auch vom psychiatrischen Dienst, belastet dies nun die «normalen» Ärzte ohne spezifische psychiatrische Ausbildung zusätzlich. Sinnvollerweise werde nun die fehlende fachärztliche Psychiatrie-Notfallversorgung ausserhalb der Bürozeiten gemeinsam mit der Berner Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, dem Spitalzentrum Biel und den Psychiatrischen Diensten Biel-Seeland-Berner Jura (PDBBJ) aufgebaut, schreibt die Kantonsregierung.
Auch anderswo gibts Engpässe
Jean-Philippe Jeannerat, Sprecher der bernischen Gesundheits- und Fürsorgedirektion, sagte auf Anfrage, auch in anderen bernischen Regionen komme es manchmal zu Engpässen bei der psychiatrischen Notfallversorgung. In Biel sei das Problem allerdings «akzentuiert». Die Region Bern befinde sich wegen vieler dort ansässiger Psychiater und der UPD mit Sitz in Bern in einer komfortableren Situation.
PDBBJ-Direktor Laslo Pataki sagte, wer in der Region Biel ausserhalb der Bürozeiten psychiatrische Hife benötige, erhalte diese auch - im Spitalzentrum Biel, bei Pikett-Psychiatern des PDBBJ und notfalls eben in Bern oder in Bellelay. Die PDBBJ täten, was die finanziellen Mittel zuliessen.
Der ärztliche Bezirksvereins Seeland verfüge nicht über die Kapazitäten, um über den allgemeinen Notfalldienst hinaus einen psychiatrischen Notfalldienst aufzubauen: Das sagt Filippo Donati, Präsident dieses Vereins. Laut Donati ist das auch nicht die Aufgabe seiner Organisation, sondern jene des PDBBJ.