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Bern Freiburg Wallis Chantal Michel: «Meine Kunst ist eine Reaktion auf den Raum»

Die Berner Künstlerin hat im Marzili-Quartier 30 leerstehende Büroräume in ein Gesamtkunstwerk verwandelt. Chantal Michel arbeitet mit Video- und Fotoinstallationen, weil sie so trotz Schüchternheit mit ihrem Körper Grenzen ausloten kann.

Ihr Projektort sei in den letzten zehn Jahren jeweils ihr Zuhause gewesen, sagt Chantal Michel. Die Multimediakünstlerin hat bereits das Schloss Kiesen, eine Fabrikantenvilla in Thun oder eine Kirche in Zürich zu Kunstprojekten verwandelt. Alle Gebäude standen leer und die Projekte von Chantal Michel bestehen nur für eine gewisse Zeit - als Zwischennutzung. Dann muss die Bernerin weiterziehen.

«Je länger ich mit einem Ort zusammen bin, desto dichter werden meine Arbeiten. Deshalb sehne ich mich schon danach, einmal länger an einem Ort bleiben zu können.»

Neun Monate lang hat die 48-Jährige im Betongebäude unter der Monbijoubrücke gearbeitet und die 30 Räume in eine sinnliche Welt verwandelt. Mit Video- und Fotoinstallationen, Skulpturen, Möbeln und speziellen Tapeten. Aber auch mit Musik, Farben, Licht und Gerüchen. Ihre Kunstprojekte sprechen alle Sinne an.

Ich kann die Menschen berühren durch das Erschaffen einer sinnlichen Welt, das erfüllt mich.
Autor: Chantal Michel Künstlerin

Die Berner Künstlerin ist eine Perfektionistin und steckt viel Herzblut in ihre Projekte. Dass sie manchmal zu viel Kraft verbrauche, glaube sie nicht. Es erfülle sie zu sehen, dass die Menschen durch ihre sinnlichen Welten berührt seien. «Die Leute schätzen es sehr, ausserhalb eines Museums mit Kunst in Berührung zu kommen.»

Durch Schüchternheit zur Videokünstlerin

Informationen zur Austellung und zu Chantal Michel

Chantal Michel war Floristin, dann Keramikerin, später besuchte sie die Kunstakademie in Karlsruhe. «Als Floristin haben mich die Düfte betört, aber ich wollte immer Künstlerin werden.» Eigentlich sei sie Tänzerin gewesen, sagt Chantal Michel, aber zu schüchtern, um in einer Gruppe zu bestehen.

«Ich wolle aber eingehen auf meinen Körper, ihn erforschen. Mein Körper soll in einen Dialog treten mit dem Raum. Mit der Videokamera kann ich dies trotz meiner Schüchternheit machen.»

Die Multimediakünstlerin hat zahlreiche Preise erhalten. Das setzte sie früher unter Druck. «Je erfolgreicher ich wurde, desto mehr erwartete man von mir.» Das sei heute nicht mehr so. «Jetzt mache ich einfach!»

(Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 17:30 Uhr)

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