Als noch lange nicht alle lesen konnten und ein Buch sehr kostbar war, eröffneten die Burger von Biel eine öffentliche Bibliothek. Das war 1765, also genau vor 250 Jahren. Die «moralische Burgerbibliothek» stand unter der Aufsicht der Kirche und wurde in den Anfängen auch von einem Pfarrer geleitet.
Die öffentliche Bibliothek sei tatsächlich allen offen gestanden, sagt Clemens Moser, der Direktor der Stadtbibliothek Biel. Nur die Öffnungszeiten seien noch nicht so benutzerfreundlich gewesen. «Die Bibliothek war an zwei Tagen pro Monat jeweils zwei Stunden geöffnet.»
«Bibliotheken müssen zum Ort der Begegnung werden»
In der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde dann die Bieler Stadtbibliothek zweisprachig. Dies sei keine direkte Folge des französischen Protektorats in Biel gewesen, sagt Clemens Moser. Dies sei auf die Zuwanderung französischsprachiger Bürger zurückzuführen. «Wir sind die älteste zweisprachige Bibliothek der Schweiz.»
Clemens Moser will sich aber nicht auf seinen Lorbeeren ausruhen. Er möchte auch Bücher und Filme in weiteren Sprachen anbieten. «Viele Erstklässler sprechen heute weder deutsch noch französisch.» Unabhängig von der Sprache möchte er den Leuten zeigen, wie wichtig das Lesen auch im 21. Jahrhundert ist.
Die Bibliotheken erfreuen sich derzeit grosser Beliebtheit. Dieser Erfolg stellt sich aber nicht von selber ein, sagt Cécile Vilas, Dozentin für das öffentliche Bibliothekswesen in Freiburg. Bibliotheken müssten zu einem Ort der Begegnung werden, wo nicht nur Bücher ausgeliehen werden können.