Im Kanton Bern werden auf das nächste Schuljahr hin fast gleich viele Klassen geschlossen wie neu eröffnet. Die genauen Zahlen sind frühestens im August bekannt. Unter dem Strich spart der Kanton so kaum. Grund für die Neueröffnungen seien die steigenden Schülerzahlen in diversen Gemeinden, so auch in der Stadt Bern, sagt Erwin Sommer, Leiter des Amts für Kindergarten, Volksschule und Beratung.
Das Kantonsparlament hatte letzten November beschlossen, dass die Volksschule 11 Millionen Franken pro Jahr sparen muss. Erreicht werden soll dies durch die Erhöhung der durchschnittlichen Schülerzahlen von 19,2 auf 19,7 pro Klasse. Die Gemeinden sind im Moment daran, diesen Entscheid umzusetzen. Sie haben dafür zwei Jahre Zeit.
Umsetzung mit Augenmass
Die Schülerzahlen pro Klasse wurden vom Kanton je nach Situation und Organisation einer Schule ausgerechnet und sind deshalb unterschiedlich. Das löste viel Unverständnis aus. Die Gemeinde Steffisburg beispielsweise, muss einen Durchschnitt von über 20 Schüler pro Klasse erreichen, der Kindergarten in Rubigen 18 Kinder pro Klasse. Erwin Sommer, Leiter des kantonalen Volksschulamts sagt, die unterschiedlichen Zahlen seien erklärbar, weil eben auf die lokalen Verhältnisse Rücksicht genommen wurde. «Sind mehrere Jahrgänge in einer Klasse, bedeutet dies auch mehr Aufwand. Deshalb müssen diese Klassen einen tieferen Durchschnitt erreichen.» Und Kindergartenklassen dürfen kleiner sein als Schulklassen.
«Hinter den Zahlen stehen Menschen»
Da Rubigen in seinen vier Kindergartenklassen den Durchschnitt von 18 Schülern nicht erreicht, muss eine Klasse geschlossen werden. Schulleiterin Anita Ziegler ist enttäuscht: «Ich verstehe, dass jede Schule ihren Beitrag zum Sparauftrag leisten muss, aber jetzt müssen wir die Kinder aufteilen und diese Zügelei ist einfach nicht gut für ein Kind.» Schliesslich stünden hinter der Zahl 18 auch 18 Kinder.
Kommt dazu, dass die Kindergartenklasse laut Ziegler nur für ein Jahr geschlossen wird. Im Sommer 2015 führt Rubigen zwei Basisstufen ein - Kindergartenkinder und Schüler der ersten und zweiten Klasse werden zusammen unterrichtet. «Da braucht es daneben wieder zwei reine Kindergartenklassen, wir werden also eine Klasse wieder neu eröffnen.» Ein Gesuch, die Klasse doch offen zu lassen, wurde vom Kanton abgelehnt.