Die Schliessung der Geburtenabteilung in Riggisberg bewegt: Weil fast 400 Interessierte kamen, musste die Versammlung von der Aula in die Turnhalle verlegt werden. Das Interesse war deshalb so gross, weil sich der Verwaltungsrat der Spital Netz Bern AG zum ersten Mal gegenüber den Betroffenen direkt äusserte.
Spital schreibt jährlich ein Millionen-Defizit
Die Anwesenden hörten nicht gerne, was der oberste Spitalchef Joseph Rohrer zu sagen hatte. Er gab nämlich zum ersten Mal Zahlen aus der Jahresrechnung des Betriebs bekannt. Im letzten Jahr soll das Spital Riggisberg ein Defizit von 2 Millionen Franken geschrieben haben. Dazu beigetragen hat offenbar auch die Geburtenabteilung. Pro Geburt legt die Spital Netz Bern AG in Riggisberg durchschnittlich 3000 Franken drauf. Geld, das zum Beispiel in einem der Stadtspitäler wieder erwirtschaftet werden muss.
Rohrer gab noch mehr bekannt: Mit ein Grund für den Fachärztemangel sollen die Dienste in Riggisberg sein. So absolviere ein Arzt pro Jahr 120 24-Stunden-Dienste. Zudem sollen im vergangenen Jahr im Nachtdienst nur gut 50 Operationen angefallen sein - durchschnittlich eine pro Woche.
Die Informationsveranstaltung dauerte nicht nur wegen der Zahlen und den Ausführungen des Verwaltungsrats gut zwei Stunden. Es kam auch zu einer «Chropflährete». Lokale Politiker, Grossräte, Hebammen und leitende Ärzte des Spitals liessen in aller Öffentlichkeit Dampf ab und kritisierten den Schliessungsentscheid der Geburtenabteilung.
Da half es dem Verwaltungsratspräsidenten der Spital Netz Bern AG wenig, immer wieder auf das jährliche Defizit seines Betriebs in Riggisberg hinzuweisen. Dieses soll nach neusten Zahlen rund 2 Millionen Franken betragen. «Diese Lücke stopft mit der Einführung des neuen Krankenversicherungsgesetzes niemand mehr», sagte Rohrer. Trotz roter Zahlen versprach der oberste Chef, das Landspital mit einem angemessenen medizinischen Angebot weiter zu führen.