In den bernischen Pfarrämtern macht sich der künftige Personalmangel aus zwei Gründen bemerkbar. Es gehen viele ältere Seelsorger in den Ruhestand, die ihr Pfarramt zu 100 Prozent ausfüllen. Die Studienabgänger der Universitäten können diese Lücken nicht füllen. Zudem wollen die jungen Theologen lieber Teilzeitstellen.
«Das ist eine beunruhigende Entwicklung», sagt Andreas Stalder, der Beauftragte für kirchliche Angelegenheiten in der Berner Kantonsverwaltung. Der Kanton Bern stellt die Pfarrpersonen an und pensioniert sie auch.
Zeit zum Handeln ist es auch für Barbara Schmutz. Sie ist die Präsidentin des Bernischen Pfarrvereins und aktive Pfarrerin in Gümligen. Sie kennt somit den Alltag. Ihre Schlussfolgerung: «Jedes Mittel ist recht, das die Attraktivität des Pfarrberufs steigert und neue Leute überzeugt.» Aber die Landeskirche müsse nicht nur Werbung machen für das Theologie-Studium, sondern vorab für das Pfarramt. Und das sei nicht das Gleiche.
Suche nach neuen Leuten - und neuem Berufsprofil?
Die Synode, das Kirchenparlament der reformierten Landeskirche, hat dem Synodalrat deshalb den Auftrag gegeben, Strategien zu entwickeln, um neue Leute für den Pfarrberuf zu gewinnen. Im Vordergrund stehen Akademiker, die in einem verkürzten Verfahren in den Pfarrberuf einsteigen können. Zwei solche Sonderkurse in den 60er und 80er-Jahren seien sehr erfolgreich gewesen, sagen Kanton und Kirchenleitung übereinstimmend.
Mit der Suche nach neuen Pfarrern und Pfarrerinnen ist es aber offensichtlich nicht gemacht. Es braucht auch eine Diskussion, wie das Profil und das Berufsbild der bernischen Pfarrerin und des Pfarrers in Zukunft aussehen soll, welche Aufgaben Priorität haben und wie sich dies in der Ausbildung niederschlägt. Eine sehr grundsätzliche Auslegeordnung, hinter die der Synodalrat, die Universität und der Kanton jetzt gehen müssen.
Allerdings steht für den Synodalratspräsidenten Andreas Zeller fest, dass auch quereinsteigende Pfarrpersonen über ein solides Wissen der alten Kirchensprachen verfügen müssen. Ein Pfarrer oder eine Pfarrerin müsse in der Lage sein, andere Antworten auf grundlegende Fragen des Lebens zu geben als ein Esoteriker oder ein Psychotherapeut.