Seit über 20 Jahren hat sich die Fachhochschule Burgdorf der Forschung in der Photovoltaik (PV) verschrieben. Mit ihren Forschungsanlagen auf dem Jungfraujoch gehört sie zu den Pionieren.
Zwar müssen PV-Panels im Hochgebirge extreme Wetterverhältnisse, Blitzschläge und eine sehr hohe UV-Belastung aushalten - aber der Wirkungsgrad sei enorm, sagt Fotovoltaik-Professor Urs Muntwyler: «Wir haben Werte, die mit Stationen im Süden oder in der Sahara vergleichbar sind. Die Panels im Hochgebirge leisten 50 Prozent mehr als im Mittelland.» Ein Hauptgrund dafür ist, dass die Sonneneinstrahlung in dieser Höhe viel intensiver ist und die Temperatur tiefer. Je kälter die Umgebung ist, umso mehr leistet ein Photovoltaik-Element.
Forscher sehen riesiges Energiepotenzial im Hochgebirge
Die Experten von Burgdorf sind sich deshalb sicher, dass die Photovoltaik an sich und vorab aus dem Hochgebirge einen beträchtlichen Anteil an die Stromversorgung des Landes beitragen kann. Dies wurde an einer Fachtagung an der Fachhochschule deutlich. Dabei kam auch eine Vision von Thomas Nordmann zur Sprache, der mit seiner Firma TNC Consulting aus Feldmeilen seit 40 Jahren Solarprojekte für Behörden, Bauherren und die Wirtschaft entwickelt.
Sind Photovoltaik-Inseln der Turbo für Stauseen?
Er hat die «Waterlillies» erfunden. Das sind Sonnenenergieinseln, die auf Stelzen in Stauseen verankert werden, vergleichbar mit einer Seerose im Teich. «Wir geben damit den Kraftwerkbetreibern eine zweite Energiequelle in die Hand. Wenn es sonnig und hell ist, läuft der Solarstrom. In der Nacht laufen die Turbinen des Stausees», erläutert Thomas Nordmann. «Das erhöht die Reichweite des Stausees. Und zudem ist der Anschluss für die Einspeisung des Sonnenstroms ins Netz so nahe wie nirgendwo sonst.» Ein wichtiges Argument, denn ohne diese Anbindung an die Stromnetzinfrastruktur wären die Photovoltaik-Kraftwerke sehr weit weg von den Stromkonsumenten.
Sonnenstrom und Wasserkraft ergänzen sich ideal, bestätigt Hans Schlunegger von den Kraftwerken Oberhasli KWO. «Sonnenstrom braucht ja einen Speicher. Und da ist Wasser perfekt, weil man dieses sehr genau steuern kann, auch beim Ausgleich der Schwankungen des Solarstroms.»
Noch zögert die Energiewirtschaft
Thomas Nordmann hat zwei gültige Baubewilligungen für Solarinseln in Stauseen im Kanton Zürich und im Bündnerland. Aber er hat noch niemanden gefunden, der diese Projekte finanzieren will. Die Kraftwerke, zurzeit mit eigenem Wasserstrom mehr als genug eingedeckt, investieren nicht. Dies könne sich aber ändern, sagt Urs Muntwyler von der Fachhochschule Burgdorf: «Sie werden Solarstrom brauchen. Dann nämlich, wenn wir nebst dem Atomstrom auch noch Diesel, Heizöl, Gas und Benzin mit Strom ersetzen.» Das brauche mehr Stromproduzenten. Und mehr Stromquellen, mit deren Bau man jetzt in unserem Land endlich vorwärts machen müsse.