Fritz Tschanz und seine Frau leben immer noch auf dem Hof oberhalb Signau im Emmental, auf 850 Metern über Meer. Aber die Tiere ums Haus gehören den Pächtern des Landes. Fritz Tschanz bauert seit zwei Jahren nicht mehr. «Wir konnten mit dem Bauern sowieso nicht mehr überleben, also habe ich mir gesagt, ich setze auf die Schönschreiberei.» Allerdings wäre dies ohne die Zusatzverdienste seiner Frau, zum Beispiel als Putzfrau, nicht möglich, sagt Tschanz.
Bereits als kleines Kind malte Fritz Tschanz fürs Leben gern. In der Schule faszinierte ihn dann die Schulschrift. Als 25-Jähriger entdeckte er einen Zeitungsartikel über die Kalligraphie, nahm seinen Füller aus der Schule hervor und begann zu schreiben.
«Ich habe mir das Meiste selbst angeeignet - das ging Jahre.» Inzwischen kann Fritz Tschanz von der Kalligraphie leben - er hat nicht nur von Privaten Aufträge, sondern auch von Firmen.
Aufwändige Fehler
Der 55-Jährige schreibt und malt Stammbäume, Taufscheine, Weinetiketten, Familienwappen und anderes. Auch den Auftrag für ein Tattoo bekam er einmal. «Leider durfte ich es dann nicht selber stechen», sagt er lachend. Manchmal passieren Fritz Tschanz auch Fehler - zum Beispiel bei einem Stammbaum. «Ich hatte schlicht eine Generation vergessen und musste nach einer Woche Arbeit von vorne beginnen.» Fehler passierten halt, wenn kein Computer am Werk sei, meint Tschanz.
Fehler passieren halt, wenn kein Computer am Werk ist.
Der Emmentaler schreibt nicht nur mit Stahlfedern, sondern auch mit Vogelfedern. Und auch die Tinte hat er früher selbst gemacht - heute bezieht er sie von einem Tintenmacher. «Er ist noch ein richtiger Alchimist, die meisten Tinten sind aus natürlichen Stoffen und das ist mir wichtig.» Tschanz nennt sich Schönschreiber, nicht Kalligraph. «So wissen die Leute, was ich mache». Und er hofft, dass er seinen neuen Beruf noch lange ausüben kann - «wenn Augen und Hände mitmachen».
(Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 17:30 Uhr)