In einer alten Jugendstilvilla unweit des Bahnhofs Bern ist der Sleeper eingemietet. Platz für 20 Leute in drei Zimmern - eines für Schweizer Männer, eines für männliche Ausländer, eines für Frauen. Ein Bett bekommt, wer sich an folgende Regeln hält: keine harten Drogen, kein harter Alkohol. «Daran halten sich die Leute. Sie wollen nicht am letzten Ort, wo sie hin können, noch rausfliegen», sagt Mario Stegmann vom Sleeper-Team.
Stegmann gehört zu den Gründern dieser Berner Notschlafstelle. Punks hatten sie damals in den 1980er-Jahren gegründet, weil sie einen Ort für ihresgleichen suchten. Das Motto: Von Randständigen für Randständige. Mit den Behörden standen sie auf Kriegsfuss, weil sie Vorschriften nicht einhielten. Die Stadt warf den Sleeper-Betreibern vor, sie würden die Drogenpolitik unterwandern.
«Sleeper ist meine Familie»
Das Verhältnis hat sich entspannt. Früher habe man schon mal Krawall gemacht, heute sei das anders, sagt Mario Stegmann. «Wir haben dazu gelernt. Wir sind auch älter geworden.» Rund 20 Leute teilen sich die Arbeit im Sleeper. Wegen des Geldes arbeite aber keiner hier. 50 bis 100 Franken verdient man - je nach Schicht. «Der Sleeper ist meine Familie», sagt Stegmann.
Und die Leute, die Obdach suchen? Auch sie fühlen sich im Sleeper daheim, so wie Heinz (63). Seit rund zwei Jahren ist er im Sleeper Stammgast. Der einzige Nachteil für ihn: «Man kann erst um 22 Uhr rein.» Bleiben können die Obdachlosen bis 10 Uhr morgens. Wer am nächsten Abend wieder kommt, kann seine Habseligkeiten auf dem Bett deponieren. Ausgebucht ist der Sleeper fast jede Nacht.
Im Dezember hat die Stadt Bern dem Sleeper den Sozialpreis verliehen. «Wenn es den Sleeper nicht gäbe, müsste man ihn erfinden», sagt Berns Sozialdirektorin Franziska Teuscher.
(Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 17:30 Uhr)