Ein gewöhnlicher Vormittag im Stedtli* Murten: Rechts und links der Hauptgasse sind überall Autos parkiert, legal wie illegal. «Wer keinen Parkplatz findet, stellt sein Auto einfach irgendwo ab», bemängelt Gemeinderätin Ursula Schneider Schüttel. Das Problem soll in der laufenden Ortsplanungsrevision angegangen werden. «Wir planen ein neues Parkhaus vor dem Stedtli und eine Begegnungszone in der Altstadt», sagt Schneider Schüttel.
Einem Initiativkomitee unter Federführung der Grünliberalen geht dies jedoch noch zu wenig weit. Das Komitee hat eine Volksinitiative eingereicht, welche verlangt, dass die Hauptgasse in der Altstadt verkehrsfrei wird. «Davon würde auch das Gewerbe profitieren», glaubt Mitinitiant Daniel Oppliger, welcher selber in der Altstadt wohnt. «Viel mehr Leute würden durch die Hauptgasse flanieren und die Geschäfte besuchen.»
Verhärtete Fronten und eine unklare Rechtslage
Mit der Initiative wurden in Murten jedoch alte Geister geweckt. Allen voran das Gewerbe, welches sich in seiner Existenz bedroht sieht, will nichts von einer autofreien Hauptgasse wissen. Detaillisten sowie bürgerliche Parteien schlossen sich zur «Aktionsgruppe lebendiges Murten» zusammen. Damit wolle man den Leuten, welche gegen eine verkehrsfreie Hauptgasse sind, auch eine Plattform geben, sagt Initiantin Christine Jakob im «Regionaljournal Bern Freiburg Wallis» von Radio SRF.
Unklar ist, ob die Initiative überhaupt jemals zur Abstimmung gelangt. Für Initiativen auf Gemeindeebene fehlt in Freiburg eine gesetzliche Grundlage. Das Murtner Stadtparlament könnte die Initiative deshalb für ungültig erklären. Das Initiativkomitee behält sich für diesen Fall aber den Gang ans kantonale Verwaltungsgericht vor. Das Parlament entscheidet am Mittwochabend über die Initiative.
*Stedtli ist in Murten die offizielle Bezeichnung für die Altstadt.