27 Jahre hat Oskar Freysinger als Mittelschullehrer gearbeitet. Nun will er als Bildungsminister seine Vision zur Schule festhalten. Deshalb hat er selber «10 Thesen über die Schule» geschrieben. Diese zweisprachige Broschüre soll an alle Lehrer und Interessierten verteilt werden.
«Mein Hauptziel ist es, der Schule ein philosophisches Rückgrat zu geben», sagt Oskar Freysinger. «Der Schüler muss in seiner Einzigartigkeit als Individuum gesehen werden. Die Beziehung zwischen Lehrern und Schülern ist zentral», so der Walliser Bildungsminister.
Reaktion auf Lehrplan 21
Mit seinen Thesen will Oskar Freysinger auch dafür sorgen, dass die Wissensvermittlung in der Schule wieder mehr Beachtung findet. Dies ist eine Reaktion auf den Lehrplan 21, welcher vor allem die Kompetenzanwendung der Schüler ins Zentrum rückt. «Es braucht ein gewisses Mass an Wissen und auch an Auswendiglernen, um Kompetenzen anwenden zu können», ist Oskar Freysinger überzeugt.
Der Lehrplan 21 ist im Oberwallis zurzeit sistiert. Für Oskar Freysinger ist klar, dass sich der Lehrplan 21 im Wallis seinen «10 Thesen über die Schule» unterordnen muss. Ein ans Wallis angepasster Lehrplan 21 würde frühestens 2017/2018 in Kraft treten.
Kritik seitens Schuldirektoren
«Die 10 Thesen über die Schule» stossen auf Kritik. Werner Salzmann, Co-Präsident der Walliser Schuldirektoren, sagt: «Mich stört es, dass diese Thesen nicht breit abgestützt wurden. Zudem spürt man deutlich, dass Oskar Freysinger früher als Mittelschullehrer gearbeitet hat. Es gibt viele Schüler, die mit Schiller und Goethe nichts anfangen können. An diese Schüler denkt Freysinger nicht.»
Andres denken Patrice Clivaz, Direktor der Pädagogischen Hochschule Wallis, und Elmar Borter, Präsident des Vereins der Lehrpersonen an Oberwalliser Orientierungsschulen. Sie begrüssen den neuen Leitfaden für Lehrer. Das Departement für Bildung will in den kommenden Monaten zu jeder These eine konkrete Anwendung publizieren.