In der Stadt Bern werden 11 Prozent der Verkehrswege mit dem Velo zurückgelegt. Der Gemeinderat findet das zu wenig und hat deshalb eine sogenannte «Velo-Offensive» lanciert. Bis 2030 sollen 20 Prozent der Bernerinnen und Berner mit dem Fahrrad von A nach B fahren.
Damit dieses Vorhaben klappen kann, muss die Velo-Infrastruktur ausgebaut werden. Das heisst vor allem: Es braucht direkte Wege von der Agglomeration in die Stadt. Und diese müssten zudem sicher und ohne grosse Hindernisse sein. Soweit die Theorie.
Die Velo-Hauptrouten als Herzstück
Der Berner Gemeinderat plant, elf sogenannte Velo-Hauptrouten einzurichten. Das erste Projekt wird am Donnerstagabend im Stadtparlament diskutiert. Rund 1,8 Millionen Franken soll der Umbau der Strecke Bahnhof-Nordring-Wankdorf kosten. Es geht um breitere Fahrradstreifen, eine neue Verkehrsführung und ein neues Schaltmuster bei den Ampeln.
Die Velostrategie ist in Bern umstritten
«Diese Investition ist sehr sinnvoll», sagt David Stampfli. Er ist SP-Stadtrat und Präsident von Pro-Velo Bern. «Wenn wir wollen, dass mehr Leute auf das Velo steigen, dann müssen wir den Verkehr sicherer gestalten.» Gerade die Lorraine-Brücke, die Teil der ersten geplanten Velo-Hauptroute ist, werde von vielen gemieden. Dort sind Velofahrer im starken Verkehrsaufkommen sehr exponiert. Mit dem neuen Projekt würde den Zweirädern mehr Platz gegeben auf Kosten einer der vier Autospuren.
«Das kann keine Lösung sein», kontert FDP-Stadtrat Bernhard Eicher. «Die rot-grüne Mehrheit will den Bernerinnen und Bernern vorschreiben, welches Verkehrsmittel sie benutzen sollen. Das geht nicht.» Eicher stört sich daran, dass der Gemeinderat und die Mehrheit im Stadtparlament so stark aufs Velo setzen wollen. «Ich finde, man sollte Auto, öffentlicher Verkehr, Velos und Fussgänger gleichwertig behandeln.»